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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

955. nach Worms zur Beisetzung. Außerdem hatte Otto an seine fromme Mutter Boten vorangeschickt, die, alles der Ordnung nach erzählend, sie von der Sorge befreiten und die Herzen der Gläubigen zum Lobe Christi entzündeten. Dies so große Geschenk der göttlichen Liebe empfing die ganze Christenheit, und zumal die dem Könige anvertraute mit unaussprechlichem Jubel, und Preis- und Dankeslieder erschollen laut Gott in der Höhe.


5. In diesem Jahre starb Herzog Heinrich von Baiern, des Königs Bruder. Otto ward, als er freuderfüllt das heimische Sachsenland wiedersah, von allen Großen, die ihm weither entgegen kamen, mit den eifrigsten Ehrenbezeugungen empfangen, die ehrwürdige Mutter aber schloß den langersehnten unter einem Strome von Freudenthränen in die Arme. Diesen allen theilte Otto sogleich sein Gelübde mit und bat inständig um ihre Beistimmung und ihren Rath, wie er das Werk vollführen solle. Da nun alle seinen Entschluß lobten und dem frommen Gelübde zustimmten, gründete der König eine Abtei in der Stadt Magadaburg, indem er auf eine großartige Weise an der Stelle, wo die fromme Edithe ruht, neben der er selbst nach seinem Absterben zu schlummern verlangte, die Kirche zu bauen anfing. Als er dort auch ein Bisthum gründen wollte, konnte er das nicht durchsetzen, so lange Bernhard, der siebente Bischof der Halberstädter Kirche, in dessen Sprengel Magadaburg liegt, am Leben war. Was er an Landbesitz und sonstigem Eigentum während der ihm beschiedenen Lebendauer erwarb, das alle vermachte er Gott und dessen Streiter Mauritius als Erben.


6. Während dieser Ereignisse drohte ein schrecklicher Krieg mit den von den Grafen Wigmann und Ekbert dazu aufgeforderten Slaven auszubrechen. Ihre Führer waren Nacco und dessen Bruder Stoingnev. Herzog Hermann [von Sachsen], der sich nicht getraute, sie zu überwinden, bat den König um Hülfe. Dieser, rüstig wie er war, überzog mit starker Heeresmacht die Lande gen

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/60&oldid=- (Version vom 26.9.2023)