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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

955. ihm wohlgesinnt erweisen würden, reiche Belohnungen und große Huld verhieß, den fliehenden aber mit schwerer Strafe drohte. Nun zog er von allen Seiten her Truppen zusammen, jedoch konnte er nur acht Heerhaufen aufbringen. Als diese im Angesichte des Feindes aufgestellt waren, feuerte er sie an, indem er sie, wenn sie stürben, auf die ewige Belohnung des Jenseits, wenn sie aber siegten, auf die nahe lockenden Freuden hienieden hinwies. Der äußerste Flügel unserer Schlachtordnung am reißenden Lechstrome wurde vom Feinde rasch überwältigt, indem er sie, die nicht auf ihrer Hut waren, umzingelte, wobei er viele erschlug und plünderte. Als dies der König erfuhr, schickte er Herzog Konrad[1] mit seinem Heerestheile hinter ihnen her, und dieser entriß die Gefangenen nebst der ganzen Beute dem Rachen des reißenden Wolfes und kehrte als Sieger ins Lager zurück. Am nächsten Tage, d. h. am Feste des heiligen Laurentius [10. Aug.], warf sich der König vor Gott nieder, und that, sich allein unter allen als den Schuldigen bekennend, mit vielen Thränen das Gelübde: wenn Christus ihm an jenem Tage durch seine Fürbitte Sieg und Leben gewähren werde, so wolle er in der Stadt Merseburg diesem Feuersieger zu Ehren ein Bisthum gründen und seinen großen, neuerdings angefangenen Palast zu einer Kirche ausbauen lassen. Darauf erhob sich der König, und ergriff alsbald, nachdem er die Messe gehört und aus der Hand seines Beichtvaters Othelrich[2] das heilige Abendmahl empfangen hatte, die heilige Lanze und den Schild, und brach, vor seinen Kriegern her gegen den Feind anstürmend, zuerst hinein in die Reihen des widerstehenden, verfolgte dann den flüchtigen bis zum Abend, und vernichtete ihn. Und als er nun, nachdem die Schlacht beendet war, auf dem grünen Plane mit seinen siegreichen Völkern lagerte, und sorglich forschte, wer von den Seinen gefallen sei, erfuhr er, Herzog Konrad, sein Schwiegersohn, der tapfere Kriegsmann, sei geblieben. Den Leichnam desselben sandte er, nachdem er nach Verdienst betrauert und sorgfältig bereitet war,

  1. Den jetzt wieder zu Gnaden angenommenen Schwager Liudulfs, anstatt dessen Thietmar oben irrig Hugo nannte.
  2. Des Bischofs von Augsburg.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/59&oldid=- (Version vom 26.9.2023)