Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/58

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Endlich ließ Gott sich bewegen durch das Verdienst der Gerechten und den Jammer der Elenden, und trieb den Schwarm der Treulosen[1] in die Flucht, und als sie dann nach einer anderen Richtung, als der König gedacht hatte, sich hinwandten, zog er ihnen noch einmal nach und fiel wieder in Baiern ein. Nun begannen sie über den Frieden zu unterhandeln und baten um Waffenstillstand, den sie auch erlangten. Jene aber, immer unzuverlässig und ihren Herren untreu, warfen sich, nachdem sie sich beim Könige nicht hatten rechtfertigen können, mit ihrem Führer Liudulf umher schweifend, wieder in die ihnen wohl bekannte Veste Reinesburg [Regensburg]. Der König aber folgte ihnen sogleich mit starker Heeresmacht und belagerte sie daselbst, zwang auch, obwohl erst nach lange schwankendem Kampfe, zuletzt durch große Hungersnoth seinen Sohn und dessen Anhänger, um Frieden zu bitten. Darauf warf sich Dudo reuerfüllt nebst Hugo dem Vater zu Füßen: er flehte um Verzeihung für das Vergangene, um Verbesserung seiner Lage für die Gegenwart, und bot auch für die Zukunft Sicherheit. Der König gab endlich dem Rathe seiner Großen nach, und nahm ihn an, verzieh ihm seine Vergehungen und gewährte ihm die feste Zusicherung seiner Gnade. Darauf stellte Otto seinem Bruder die lange verlorene Herrschaft wieder her und kehrte, als er alle Widerwärtigkeiten überwunden glaubte, als Sieger nach Sachsen zurück.


955. 4. Und siehe! auf’s neue erhoben die Avaren, als hätten sie den eben verübten Frevel schon wieder vergessen, die Waffen gegen uns. Ihr Anrücken meldete Herzog Heinrich dem Könige und rief ihn von einer schon begonnenen Reise zurück. Da berief Otto alle seine Vertrauten zu sich nach Augsburg, und erklärte hier, er wolle lieber sterben, als solches Unheil noch länger dulden; und er ermahnte die Seinen zu muthiger That, indem er allen, die sich

  1. Nämlich der Empörer.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/58&oldid=- (Version vom 26.9.2023)