Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/56

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Ereignisse aber war Dudo[1], sein Sohn, gar düster und unzufrieden, und eilte hin zu den Unsern, und verbarg sich in der Umgegend von Saleveldun [Saalfeld] an einem zum Hinterhalt passenden Orte. Der König kehrte darauf, nachdem er Pavia mit einer Besatzung versehen und die nöthigen Anordnungen daselbst getroffen hatte, nach Deutschland zurück. Dahin folgte ihm Berengar nebst dem Herzoge Konrad [von Lothringen] auf dem Fuße nach, und Berengar erlangte durch seine und seines Sohnes Unterwerfung 952. zu Augsburg vom Könige Begnadigung, beschwichtigte auch durch demüthige Bitte den Zorn der Königin, und kehrte dann in gutem Frieden heim. Otto aber entdeckte, wie er als Regent Franken durchzog, den heimlichen Hinterhalt, der ihm von seinem Sohne und seinem Schwager Hugo[2] bereitet war, und befahl ihnen alsbald durch Abgesandte mit zornigen Worten, sie sollten ihm die Urheber eines solchen Verbrechens zuschicken oder gewiß sein, daß sie als Empörer gegen die Gewalt des Königs angesehen werden würden. Da sie indeß sich dieser Botschaft nicht fügen wollten, so zog Otto ein Heer zusammen, setzte sich durch Sturm oder Uebergabe in Besitz aller Burgen, die sein Sohn inne gehabt hatte, und verfolgte ihn bis nach Mainz. Dies schloß er mit großer Macht ringsum ein, 953. und ermattete durch unablässigen Kampf die Rebellen sehr. Darnach hatte, nachdem von beiden Seiten Geißeln gestellt waren, der Vater mit seinem Sohne eine Unterredung, und versprach ihm Begnadigung, wenn er seine Genossen, welche diese Empörung ins Werk gesetzt hätten, angeben und zur Bestrafung ausliefern würde. Das aber wollte und konnte der Jüngling nicht; denn er wollte sein eidlich beschworenes Wort nicht brechen. Geschmäht von seinem Oheim Heinrich, kehrte Dudo darauf in die Stadt zurück, um den Kampf zu erneuern, und verband sich mit dem Grafen Ekbert nebst vielen Rittern seines Oheims. Dann verließ er mit allen den Seinigen heimlich in der Nacht die Stadt und eroberte in Baiern

  1. Koseform von Liudulf.
  2. Hugo genannt der Große, Herzog von Franken, den Thietmar hier irrthümlich nennt anstatt Konrads, der Otto’s Schwiegersohn war.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/56&oldid=- (Version vom 26.9.2023)