Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Zweites Buch.




Otto, die Zierde des Reichs, ein Sproß des erhab’nen Geschlechtes
Heinrichs, seines Erzeugers, bestieg, schon strahlend vom Ruhme
Glänzender Thaten, den Thron, den der herrliche Vater besessen.
Ihm widersprachen zuerst böswillig so Manche, voll Scheelsucht:
Er überwand sie alle, die Frechen, nach göttlicher Fügung.
Stets von oben herab quoll ihm die Fülle der Weisheit.
Nicht seit Carolus Tod ist ihm ein Herrscher vergleichbar,
Und nicht wieder erscheint ein Hirt dem Volke wie dieser.
Sechs Bisthümer allein hat Otto’s Wille gegründet.
Berengar, den frevlen, bezwang mit gewaltiger Faust er,
Setzend den Fuß auf den Nacken der rasenden Langobarden.
Ihn zum Kaiser erhob, zum gewaltigen, Roma; es zahlten
Fern an der Küste des Meers ihm Zins unterworfene Völker.
Freund des Friedens er war: weithin die Feinde verscheuchend,
Zwang er den Westen zur Ruh’, zur Ruhe die trotzigen Dänen;
Ihm auch zeigte sich kein Feind in eoïschen Landen.
Acht und dreißig der Jahre hatt’ er das Scepter getragen,
Er, der Große, mit kräftiger Hand; da schied er von hinnen.
Traurend beweinte das Land den nie zu ersetzenden Helden.
Er hinterließ als Pfand der Treue den liebenden Freunden
Sammt der Gattin den Sohn, an dem sich die Herzen erfreuten.

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/52&oldid=- (Version vom 25.9.2023)