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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

des gewünschten Amtes. Der Leichnam des besagten Bischofs aber ist bestattet an der rechten Seite des Altars des ersten Blutzeugen Christi, unter der hervortretenden Stufe desselben, wie er es selbst vorher angeordnet hatte, nicht liegend, sondern auf dem bischöflichen Stuhle sitzend, indem er hoffte, durch die heilige Vertretung und den priesterlichen Segen seines Schutzpatrons beständig in Obhut genommen zu werden.

13. Wie der barmherzige Gott den besagten König in seinem Leben begünstigt hat, will ich, obwohl ich niemals „trank aus dem pierischen Quell[1]“, doch allen Gläubigen kund geben. Es lebte im Westen ein König, Karl, von den Eingebornen spottend Sot, d. i. der Einfältige, genannt, der von einem seiner Herzoge gefangen und im dunkeln Kerker eingeschlossen war. Dieser bat unsern König Heinrich, seinen Vetter, um Hülfe, indem er ihm die rechte Hand des heiligen Märtyrers Dionysius und dazu das ganze Reich der Lutharier [Lothringen] eidlich versprach, wenn er ihn befreien würde. Ohne Verzug umgürtet der ruhmgekrönte Krieger sich sofort mit seinem stets siegreichen Schwerte, kommt zu dem bedrängten Verwandten, und verdient sich als würdiger Helfer durch dessen Befreiung und Wiedereinsetzung seine Belohnung, und vermehrte in so hohem Grade sich und seinen Nachfolgern den frühern Ruhm.

14. Weil aber einen jeden Sterblichen seine Schwäche mehr geneigt macht zu fallen, als sein Wille stark genug ist, ihn aufrecht zu halten, so will ich, wie beklagenswerth sich Heinrich einmal vergangen hat, zur Abschreckung und zur Warnung den Frommen nicht verschweigen. Am grünen Donnerstage berauschte er sich stark, und wohnte dann in der folgenden Nacht, vom Teufel getrieben, seiner heftig widerstrebenden Gemahlin unerlaubter Weise bei. Diese That verrieth Satanas, der Urheber eines so großen

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/47&oldid=- (Version vom 26.7.2023)
  1. Anspielung auf Statius Wälder I Epithal. 6. Der Sinn ist: obwohl ich kein Dichter bin.