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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Einwilligung ihrer Söhne, was die heiligen Schwestern zu Kleidung und Unterhalt bedurften, aus ihrem Vermögen zuwies und urkundlich sicherte. Manche behaupten, sie habe sich lange Zeit gar sehr darum bemüht, daß ihr jüngerer Sohn Heinrich des Vaters Sitz einnehmen möchte. Aber Gott, der seine Auserwählten zu Allem und Jedem stets voraus verordnet hat, wollte das nicht; auch willigten die meisten und angesehensten Fürsten des Reichs nicht darein, sondern brachten vielmehr aus verständigen und darum leicht Eingang findenden Gründen den Sinn der trauernden Königin sehr bald von ihrem Plane ab, indem sie ihr vorstellten, daß, mit Bevorzugung ihres älteren Sohnes in Bezug auf die Krone, dem Prinzen Heinrich passender die Regierung von Baiern übertragen würde.

12. Im Jahre des Herrn 923, dem elften der römischen Zinszahl, im fünften Jahre König Heinrichs I, am 14. Januar, starb der ehrwürdige Bischof Sigimund, der sechste Bischof der halberstädtischen Kirche, von König Arnulf im siebenten Jahre seiner Regierung daselbst eingesetzt. Ihm folgte Bernhard, sein Kaplan, welchem der fromme Mann dies auch schon früher vorhergesagt hatte. Denn während seiner langen Krankheit sah er einst im Schlafe, daß Bernhard, der hinter ihm herging, den Hirtenstab, der seinen Händen entfallen war, aufnahm und ihn frei und offen trug. Erwachend, berief er ihn darauf zu sich und sprach: „Gehe an des Königs Hof, nimm von dem Meinigen, was dazu nöthig ist, und erwirb dir die Gunst und Unterstützung derjenigen, welche dort am meisten vermögen, damit es dir gelinge, ohne jeden Anstoß mir im Amte nachzufolgen. Denn das Alles, geliebter Sohn, wird Gott dir verleihen!“ – Bernhard, der des geliebten Vorgesetzten Gebot mit demüthigem Gehorsam alsbald erfüllte, erfuhr, als er vom Könige zurückkehrte, daß sein Herr und Vater im 30sten Jahre seiner Einsetzung aus dieser Welt zu seinem Heilande hinübergegangen sei, und indem er sogleich wieder an den Hof zurückreiste, erreichte er vom Könige die Verleihung

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/46&oldid=- (Version vom 26.7.2023)