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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

eben die Kirche, die jetzt die Mutterkirche der übrigen ist, aus Steinen aufführen und am 19. Mai einweihen. 930. Er erbaute auch noch andere Städte und Tempel des Herrn zum Heil seines Reichs und seiner Seele, voll frommen Eifers.

Nach unzähligen hervorragenden Beweisen seiner Tugenden verschied er, im 16ten Jahre seiner Regierung, im 60sten seines Lebens, am 7. Juli zu Miminlevo [Memleben][1], und wurde zu Quidilingaburg, das er selbst von Grund aus erbaut hatte, von allen Fürsten des Reichs mit Recht beweint, bestattet. 936. Dies geschah im Jahre des Herrn 936.

Doch der Hinblick auf die hinterlassenen vorzüglichen Söhne des Verstorbenen erheiterte das Gemüth der Fürsten und lenkte ihre unbeschränkte Wahl nur auf Einen. Wehe den Völkern, denen keine Aussicht vorhanden ist, vom nachfolgenden Geschlechte ihrer Herrscher regiert zu werden, und die, indem sich unter ihnen Zwietracht erhebt und langer Streit erfolgt, durch schnellen Entschluß für das Verlorene keinen Ersatz erhalten. Und wenn auch in dem Geschlechte des Verstorbenen sich keiner findet, der eines solchen Amtes würdig wäre, so möge doch aus einem andern Hause ein wohlgearteter Mann mit Beseitigung alles Hasses herbeigezogen werden, denn es ist der größte Verderb, wenn Fremde als Regenten an’s Ruder kommen: daraus entsteht Bedrückung und die größte Gefahr für die Freiheit.

Von dem ebenbesprochenen Heinrich nun und von dessen Nachfolgern an bis auf den heutigen Tag sind vor allem die Sachsen erhoben und in jeder Beziehung hoch geehrt. Was von denselben Preiswürdiges berichtet wird, das wird von dem Könige gleiches Namens, seinem Nachfolger, dessen Thaten ich, wenn ich so lange lebe, beschreiben werde, sorgfältig befolgt. Ich fürchte aber, daß ich diese Darstellung nicht beenden werde. Was ich daher von diesen jetzt irgendwie unbemerkt, oder was ich, weil ich darüber wegsterbe, ganz unausgeführt lassen sollte, das, geliebter Nachfolger,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/44&oldid=- (Version vom 25.7.2023)
  1. Im Regierungsbezirk Merseburg.