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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

und mit einer Besatzung und Festungswerken, wie sie jetzt üblich sind, versah. Von da aus unterwarf er die Milzener, und zwang 932. sie, ihm Zins zu zahlen. Auch die Burg Liubusua [Lebusa][1], von der ich später ausführlicher reden werde, belagerte er lange, und brachte die Einwohner, nachdem sie vor ihm in eine kleine unterhalb der Stadt gelegene Veste geflohen waren, zur Uebergabe. Diese Veste aber wurde von jenem Tage an, wo sie nach Verdienst mit Feuer zerstört wurde, nicht wieder bewohnt.

Wenn Heinrich während seiner Regierung, wie viele behaupten, unrechtmäßiges Besitzthum an sich gerissen hat, so möge ihm Gott in seiner Gnade verzeihen.

Außerdem zwang er auch die Northmannen und Dänen mit den Waffen zum Gehorsam, und lehrte sie sammt ihrem Könige Kanut ihrem alten Irrglauben entsagen und das Joch Christi tragen. 934.

Hier will ich aber doch die wunderbaren Geschichten, die ich von ihren Opfern gehört habe, nicht unerwähnt lassen. Es ist ein Ort in jenen Gegenden, Namens Lederun [Leire][2], die Hauptstadt jenes Reiches im Gau Selon [Seeland], wo alle neun Jahre im Monat Januar, um die Zeit, wo wir die Erscheinung Christi feiern, alle zusammenkamen und ihren Göttern 99 Menschen und eben so viele Pferde nebst Hunden und Hähnen, die man in Ermangelung der Habichte opferte, tödteten, indem sie für gewiß glaubten, daß diese ihnen bei den Göttern der Unterwelt Dienste leisten und dieselben wegen ihrer begangenen Missethaten mit ihnen aussöhnen würden. Wie heilsam hat also unser König gehandelt, daß er ihnen eine so entsetzliche Sitte ferner verwehrt hat! Denn der bringt Gott dem Vater ein wohlgefälliges Opfer dar, der Menschenblutes schont; und der Herr gebeut: „Den Unschuldigen und Gerechten sollst Du nicht erwürgen.“ [2. Mos. 23, 7.]


10. König Heinrich ließ das altrömische Werk in Merseburg mit einer steinernen Mauer umgeben und unterhalb desselben

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/43&oldid=- (Version vom 23.7.2023)
  1. Zwischen Schlieben und Luckau in der Lausitz; vgl. unten VI, 39.
  2. Bei Roeskild in Seeland.