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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

wird es, wie das aus dem, dem Moses von Gott verliehenen Gesetze erhellt, einem wahren Christen keineswegs durch das Ansehn der Kirche verboten, sich mit dem Blute der Thiere zu beflecken. Denn es giebt viele Arme, die das Blut zu genießen pflegen, ohne sich deshalb einer Sünde bewußt zu sein und ohne sich an alle die zu kehren, die ihnen davon abrathen. Darum danke du, o Mensch, der du von Gott mit Ruhm und Ehre gekrönt bist und von ihm gesetzet über alle seine Werke, vor allen dem Allerhöchsten, und vergilt ihm nach deinem Vermögen, was er an dir gethan hat in seiner Barmherzigkeit. – Jetzt will ich den verlorenen Faden wieder aufnehmen.


8. Der König trieb die wiederholt sich erhebenden Avaren aus dem Reiche. Und als er einstmals mit nicht genügender Mannschaft sie anzugreifen wagte, ward er geschlagen, und floh in eine Burg, Namens Bichni [Püchen].[1] Weil er dort dem Tode entrann, so verlieh er den Bürgern derselben größere Vorrechte, als deren sie sich bisher erfreut hatten und dergleichen ihre Landesgenossen bis zum heutigen Tage nicht haben, und beschenkte sie außerdem noch reichlich.

So oft Heinrich sich gegen seinen Gott und Herrn im Leben übermüthig erhoben hatte, ebenso oft erniedrigte er sich demüthig durch entsprechende Buße. So habe ich gehört, daß er einst nach Rom gereist sei, um dort zu beten, und zwar mehr zu Fuß, als zu Pferd, und daß, als viele ihn fragten, warum er das thue, er seine Schuld bekannt habe.


931. 9. Im Jahre des Herrn 931 ward er Kaiser.[2] Er ließ einen Berg an der Elbe, der damals dicht mit Bäumen besetzt war, bebauen, und gründete dort eine Burg, die er nach einem Bache, der nördlich von derselben fließt, Misni [Meißen] nannte,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/42&oldid=- (Version vom 25.7.2023)
  1. Bei Wurzen in Sachsen gelegen.
  2. Hier hat sich Thietmar durch den Ausdruck des von ihm benutzten Widukind I, 39 irre führen lassen; bekanntlich ist Heinrich niemals Kaiser geworden.