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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1018 – und starb an demselben Tage, an dem er geboren war, nämlich am 19. November [1011], im zehnten Jahre der Regierung unseres Kaisers Heinrich. – Sein Nachfolger Thiedrich, mein Vetter von mütterlicher Seite, erduldete, wie ich oben erzählte,[1] große Kränkung von Heinrich, dem Sohne des Grafen Heriman. In diesem Jahre aber wurde derselbe Aufstand, der vorher für eine Zeitlang beschwichtigt war, wieder aufgeregt. Der Erzbischof Heribert von Köln ertrug von genanntem Grafen viel Ungemach. Freilich war das nicht zu verwundern, da der Erzbischof dessen Mutter schon lange in Haft hielt.

Auch ward Bischof Meinwerk [von Paderborn] von meinem Vetter Thietmar Herzog, Bernhard’s Bruder, beraubt.


13. Doch wozu erzähle ich das alles, da ich in keinem dieser Vorfälle weder ein gutes Beispiel, noch eine Hülfe für mich sehe? Besser ist es, ich bleibe meinem Plane getreu, und während ich das erwäge, schwebt mir jenes Gesicht des heiligen Johannes vor Augen: „Ein Wehe ist dahin, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach dem.“ [Offenb. Joh. 9, 12.] Denn gar sehr kläglich ist, was ich bisher so oft darstellen mußte. Doch hat sich zu den Zeiten unsers Regenten und unbesiegten Schützers Heinrich nie ein solches Unheil ereignet, wie vor kurzem durch unsere Missethat hervor gerufen ist. Im Monate Juli nämlich, und zwar am 29sten, Juli 29. an einem Dienstage, hat Mars gegen die Eingeweide des Reiches so gewüthet, daß darüber die Mutter Kirche beständig zu klagen haben wird. Denn Aethelbold, der Utrechter Bischof, griff an diesem Tage unterstützt von Herzoge Godefrith [von Lothringen] mit Hülfe seiner Bundesgenossen und Freunde Thietrich, den Vetter unserer Kaiserin[2] an, nachdem ihm derselbe durch Erschlagung seiner Krieger gar vielfach bittern Kummer bereitet hatte. Auf einer Insel kam das berufene Heer[WS 1] zusammen. Dieses, schnell zum Kampfe gerüstet, erlitt den Tod, den es dem Feinde drohte, leider

  1. S. VII, 34. u. 35.
  2. Grafen von Holland.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Herr
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/380&oldid=- (Version vom 23.11.2023)