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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

vollständig. Dieser schickte heimkehrend einen Abgeordneten an den Kirchenfürsten, und ließ ihm zugleich mit der Anzeige des Entdeckten die Aufforderung zukommen, er habe sich alsbald vor Schaden zu wahren. Und nun nahm er alles Land, was in Sachsen und Thürigen dem Erzbischof gehörte, in Besitz, indem er die Freunde des Königs von diesen Gütern rein ausgeplündert verjagte. Bald nachher starb der Erzbischof eines plötzlichen Todes,[1] und das Glück, welches bisher den König begünstigt hatte, hing sich an Heinrich. Indeß würde es mich, der ich zu anderen Ereignissen eile, zu weit führen, wollte ich schildern, wie oft beide im Kampfe zusammengetroffen, wann jeder gewichen oder besiegt sei und wie sie endlich durch die Bemühungen biederer Männer mit einander versöhnt wurden.


5. Als aber Konrad lange durch Krankheit heimgesucht wurde, nicht mehr gedenkend aller Feindschaft, die ihm von Seiten Heinrichs bereitet war, denn

„Nach vollendetem Kampf grollt nur ein schlechtes Gemüth noch[2],“

gab er seinem Bruder Eberhard und den um ihn versammelten Ersten des Volks den Rath, nach seinem Tode möchten sie Heinrich als einen durchaus würdigen Lenker an das Staatsruder setzen, und ihm sowohl sein Seelenheil, als auch seine überlebende Familie und Freunde zu treuer Fürsorge empfehlen; und dieses möchten sie ohne Verzug geloben. Diese letzte Bitte vernahmen die Fürsten voll Schmerz und Wehmuth, und versprachen sie, wenn Gott ihnen das Leben schenke, treu zu erfüllen. Und als dann leider bald 918. nachher im achten Jahre seiner Erhebung am 19. October sein früher Tod erfolgt war, hielten sie, nachdem zu Viliniburg an der Lahn [Weilburg] die Leichenfeier begangen war, schnell eine Wahlversammlung zu Fridisleri [Fritzlar], krönten Heinrich, und überantworteten

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/36&oldid=- (Version vom 19.7.2023)
  1. Der Erzbischof Hatho unterlag schon im folgenden Jahre, 913, Mai 15, einem Fieber.
  2. Cato’s Distichen 2, 15.