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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


zurückgefordert, die Urheber des Handels aber entweder gefangen 1014 vorgeführt oder bis auf den Tod verfolgt werden; und der Graf selbst müsse, wenn er nach seiner Wiederherstellung von der Krankheit schuldig befunden würde, den Kopf verlieren; wofern jedoch dies alles mit Wissen und Willen der Dame geschehen sei, so sei es das beste, daß er sie heimführe als seine Ehefrau.

Dies auszuführen, ward nun mein Bruder, Graf Heinrich, auf der Stelle hingesandt, und es erging das Gebot, man solle zu Alstidi [Alstedt] zur öffentlichen Verhandlung sich einfinden. Während derselbe nun unterwegs war, kamen die vorerwählten Grafen an und meldeten dem Kaiser, was geschehen war. Den Tag darauf aber, das heißt am St. Martinstage, Nov. 11. verschied Wirinhari, nachdem er bis dahin alles Ungemach geduldigen Herzens ertragen hatte, indem er seinen Feinden keinen Gewinn, den Seinen aber einen unersetzlichen Verlust hinterließ. Des trauerte der König und sein Feind Thiedrich vergoß Thränen. Als ich die Trauerkunde bekam, erwirkte ich meinem Vetter Thiedrich Urlaub und ließ meines Freundes Leiche durch meine Dienstmannen von Miminlevo [Memleben], wo damals eine Abtei war, deren trefflicher Vorsteher Reinhold mit schuldiger Menschenfreundlichkeit für dieselbe Fürsorge getroffen hatte, nach Helpithi[1] hinschaffen, wo ich sie erwartete. Da aber der Körper schon sehr stark roch, so ließ ich sogleich die Eingeweide ausnehmen und neben meiner Kirche begraben, worauf ich den Leichnam nach Walbeck[2] geleitete und Wirinhari daselbst neben seiner geliebten Gattin an deren linker Seite bestatten ließ.

Vierzehn Tage nachher starb auch seine Schwiegermutter Swonehild eines plötzlichen Todes am 26. November.

6. Indeß hielt der Kaiser zu Alstidi offnes Gericht, wobei er indeß, wie Augenzeugen versicherten, meinen Freunden Gerechtigkeit verweigerte. Eine Insel, Namens Porei[3], wollte er durch

  1. Helphiti (Helfte) auf dem linken Ufer der Saale, in der Nähe von Mansfeld.
  2. S. Buch IV Kap. 6.
  3. Parei, Insel in der Elbe in der Nähe von Genthin.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/299&oldid=- (Version vom 5.10.2023)