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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Vorwort

Siegfried[1], Dich, den die Liebe verbürgenden Rechte des Bruders
An mich fesseln, Dich gehe ich an mit der flehenden Bitte,
Ich, Dein Thietmar, Du wollest dies Werk mit Güte empfangen.
Setze hinzu, was Du willst, und alles Unnöthige tilge.
Nicht strahlt hell es hervor in glänzendem Schmucke der Rede;
Nein, schlicht geht es einher, und verfolgt nach Ordnung der Zeiten
Leben und Thaten der Herrscher, die, sächsischem Stamme entsprossen,
Deutschland lenkten, das Reich, das stolz wie des Libanons Ceder
Raget empor durch sie vor den übrigen Reichen der Erde.
Ferner enthält dies Buch auch unserer Kirche[2] Geschichte,
Wie erbauet sie ward, der Verluste sie viele betrafen,
Wie drauf Jahre der Freude Ersatz auch brachten und Lindrung.
Ebenso sind die Vorsteher alle der Kirche geschildert.
Nicht mir fall’ es zur Last, sind Zweifel und Lücken im Buche:
Ach, mir floß ja so karg die befruchtende Quelle der Zeugen[3].
Fehler der Unkenntnis wirst, Theuerster, leicht Du verbessern;
Wisse, nie hätt’ ich gewagt, auch nur Ein Wörtchen zu schreiben,
Hätt’ ich nicht stets, wie gesagt, auf Dich als Bruder gerechnet.

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/29&oldid=- (Version vom 12.2.2023)
  1. Dieser jüngste Bruder Thietmars war Abt im Kloster Bergen bei Magdeburg, später Bischof von Münster.
  2. Die Geschichte des Merseburger Bisthums.
  3. Thietmars Quellen waren die Quedlinburger Annalen (in den ersten 4 Büchern), Widukinds sächsische Geschichten, das Leben des heil. Ulrich, vor allem aber mündliche Nachrichten.