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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

„Um dereinstiger Wiedervergeltung willen habe ich Christus zu 1007 meinem Erben erwählt, weil mir keine Hoffnung bleibt, Nachkommenschaft zu erlangen, und ich habe schon längst das vorzüglichste, was ich hatte, mich selbst sammt allem, was ich erworben habe und noch erwerben werde, dem Vater von Ewigkeit her zum Opfer dargebracht. Mit Einwilligung meines Bischofs habe ich bisher immer das Streben genährt, ein Bisthum zu Bavanberge [Bamberg] zu gründen, und heute will ich nun diesen gerechten Wunsch ausführen. Darum wende ich mich nun an eure aufrichtige Frömmigkeit mit der Bitte, daß doch durch die Abwesenheit desselben, der von mir erlangen wollte, was ich ihm nicht bewilligen durfte, meine Absicht nicht vereitelt werden möge, da es ja aus dem Stabe, den er mir übergeben hatte, als dem Zeichen gegenseitiger Einwilligung klar erhellt, daß er nicht aus Gottesfurcht, sondern aus Aerger darüber, daß er eine Würde nicht erlangt hat, die er durchaus nicht erlangen konnte, sich entfernt hält. Möchte doch ein Jeder der Anwesenden zu der Einsicht gelangen, daß der Bischof von Würzburg nur aus persönlichem Ehrgeize eine Förderung unserer heiligen Mutter, der Kirche, hintertreiben will, indem er es sich herausnimmt, eine Vertretung hierher zu schicken, die nur ganz nichtige Einwendungen vorbringt. Zur festen Begründung meines Plans wirkt die umfassende Güte meiner hier anwesenden Gemahlin und meines einzigen Bruders und Miterben[1] begünstigend mit, und beide mögen hiemit versichert sein, daß ich ihnen in einer Weise, die sie selbst vorher genehmigen sollen, in Wahrheit, was sie jetzt aufgeben, wieder erstatten werde. Der Bischof aber wird, wenn er kommen und sein Versprechen erfüllen will, mich sicherlich zu allem bereit finden, was euch gut dünken wird.“

Als der König diese Ansprache beendet hatte, erhob sich Beringer, Bischof Heinrichs Caplan, und bezeugte, sein Vorgesetzter sei aus Furcht vor dem Könige hier nicht erschienen und habe

  1. Es ist Bruno, der Bischof von Augsburg gemeint.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/233&oldid=- (Version vom 30.9.2023)