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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

bis in den October dieses Jahres reichen. Was die Abfassungszeit der Chronik Thietmars angeht, so haben wir darüber zwar eine Nachricht in der Merseburger Bischofs-Chronik, welche angiebt, daß Thietmar erst ein Jahr vor seinem Tode die ganze Chronik abgefaßt haben soll, aber diese kann aus dem einfachen Grunde nicht richtig sein, weil Thietmar in einer so kurzen Zeit eine so umfassende Arbeit nicht hat leisten können. Auch die scharfsinnigen Untersuchungen Bethmanns über diesen Gegenstand in den Monumenta Germaniae[1] stoßen auf mannigfache Widersprüche. Wir können nur sagen, diese Arbeit gehört seinen spätern Lebensjahren an, und vom Ende des VI. Buches an scheint Thietmar ziemlich gleichzeitig berichtet zu haben, wie das schon aus seiner eigenen Angabe, daß er in die Chronik einzeichne, wenn ihm etwas die schnelle Fama überbringt, hervorgeht. Die ersten sieben Kapitel des letzten Buches hatte er im Mai 1018 vollendet, den Schluß wahrscheinlich im October[2].

Hinsichtlich der Quellenbenutzung zerfällt Thietmars Chronik in zwei Theile. Für den ersten Theil, etwa die ersten vier Bücher, welche die kurze Geschichte Heinrich’s I. und der drei Ottonen enthalten, benutzt er vorwiegend schriftliche Quellen, die Quedlinburger Annalen, Widukinds sächsische Geschichten, die Lebensbeschreibung des Bischofs Ulrich von Augsburg, nicht den Ruotger, obgleich er ihn in seiner Chronik citirt[3], daneben auch die Nachrichten aus seiner unzweifelhaft reichen Familientradition. Der zweite Theil der Chronik, die vier letzten Bücher, welche die Zeit Heinrichs II. schildern, ist augenscheinlich aus Autopsie geflossen, Thietmar erzählt hier Selbsterlebtes und dasjenige, was er von zuverlässigen Zeugen gehört hat. Die Chronik selbst, deren Original sich in der königlichen Bibliothek zu Dresden noch erhalten hat, ist von Lappenberg im dritten Bande der Scriptores der Monumenta Germaniae im Jahre 1839 herausgegeben. Die

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/23&oldid=- (Version vom 23.2.2023)
  1. Mon. Germ. Scr. III. S. 727.
  2. Vgl. hierüber meine Abhandlung. Forschungen a. a. O. S. 357.
  3. Siehe meine Dissertation: Thietmarus, episcopus Merseburgensis quibus fontibus usus sit etc. Regimonti 1870.