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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

hohes Lösegeld herausgeben, falls ihnen bis zu dieser Zeit ein Ersatzmann gestellt würde. Dieser unangenehmen Verpflichtung wurde Thietmar durch die Selbstbefreiung der Grafen aus der schmählichen Haft überhoben. Er besuchte nun noch seine Verwandten, die Grafen von Stade, und kehrte dann nach Kloster Bergen zurück. Einige Jahre darauf starb seine Mutter Kunigunde und Thietmar gelangte nun in den Besitz von Gütern, welche seine Vorfahren von dem von ihnen gestifteten Kloster Walbek zu Lehen hatten. Als angehender Geistlicher hatte er nun den sehnlichsten Wunsch, in Walbek die Präpositur zu erlangen und suchte diese nach damaliger Sitte durch ein mäßiges Geschenk an seinen Oheim, Liuthar, zu erhalten. Allein nur um den Preis eines ansehnlichen Opfers ließ sich dieser bewegen, und so erhielt Thietmar jenes Amt, allerdings durch Simonie, was er oft in seiner Chronik beklagt. Vom 7. Mai 1002 bekleidete er dasselbe sieben Jahre lang, und schon während dieser Zeit sehen wir ihn auf Reisen nach den verschiedenen Theilen des Reiches. 1002 reist er nach Köln, 1003 war er zu Alstädt, um hier die Weihe zum Presbyter zu erhalten, 1004 begleitete er den Kaiser mit dem Erzbischofe Tagino von Merseburg nach Augsburg, 1008 nahm er an einem Zuge gegen Bolislav von Polen Theil. Im Jahre 1009 wurde ihm der durch den Tod des Bischofs Wigbert erledigte Bischofsitz zu Merseburg übertragen. Dieses Amt hat Thietmar 9½ Jahre bis zu seinem Tode inne gehabt und während dieser Zeit seine Diöcese treu verwaltet und ihrer Interessen sich warm angenommen. Aber auch dem Könige und dem Hofe stand er während dieser Jahre sehr nahe und war oft als Rathgeber des Königs mit wichtigen Reichsgeschäften betraut. So sehen wir ihn 1009 in Begleitung des Königs zu Regensburg, 1011 zu Liubussua, um dieses gegen Bolislav von Polen zu befestigen, wie denn auch Heinrich II. oft in der Nähe Thietmars in Merseburg mit seiner Gemahlin sich aufhielt. Mitten in dieser reichen Thätigkeit ereilte Thietmar der Tod. Er starb am 1. December 1018 wohl nur nach kürzerer Krankheit, da die Nachrichten seiner Chronik

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/22&oldid=- (Version vom 12.2.2023)