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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

sächsischen Kaiser nach Otto I. eigentlich die einzige gleichzeitige Quelle, und, da Thietmar mit der Befähigung für eine solche Arbeit die größte Sorgfalt, möglichst alle Nachrichten zu bringen, verband, ein Quellenwerk ersten Ranges für die deutsche Geschichte des Mittelalters.

Sowohl durch seine Geburt als seine Stellung war Thietmar eine hoch angesehene Persönlichkeit im damaligen Reiche. Seine beiden Urgroßväter waren Grafen, der eine aus dem Geschlechte Walbeck, der andere aus dem Geschlechte Stade. Durch das erstere war Thietmar mit dem sächsischen Kaiserhause und den angesehensten Geschlechtern des Reiches nahe verwandt. Seine Großmutter väterlicherseits war eine Base Otto des Großen, der Bruder seines Vaters Siegfried, Liuthar, war Markgraf von Brandenburg, dessen Schwester Eila die Gemahlin Bertholds, des Grafen vom baierischen Nordgau, seine Mutter Kunigunde die Schwester Hildegards, der Gemahlin des Herzogs Bernhard I. von Sachsen. Die beiden Großväter von väterlicher und mütterlicher Seite waren bedeutende Personen im Reiche. Sein Großvater väterlicherseits, Liuthar, Graf von Waldbek, hatte im Jahre 941 an einem Complott gegen den König Otto I. theilgenommen, wurde verbannt, aber nach kurzer Zeit wieder zu Gnaden aufgenommen. Sein Großvater mütterlicherseits, Graf Heinrich von Stade, nahm auf dem Feldzuge Otto’s II. gegen die Dänen im Jahre 975 und 976 eine höchst bedeutende Stellung als Rathgeber des Königs ein. Aus der Ehe des Sohnes Liuthars, Siegfrieds von Walbek, mit Kunigunde von Stade war Thietmar, unser Chronist, der zweite Sohn. Der älteste war Graf Heinrich, der dritte Friedrich, Burggraf von Magdeburg, der vierte Brun, Bischof von Verden, und der jüngste, dem Thietmar sein Chronikon dedicirt, war Siegfried, zuerst Abt vom Kloster Bergen, dann Bischof von Münster. Wurde Thietmar schon durch diese angesehene Verwandtschaft in den Stand gesetzt, über die Angelegenheiten der bedeutendsten Familien des Reiches genau Mittheilungen zu machen, so hatte er als Propst von Walbek und Bischof von

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/20&oldid=- (Version vom 23.1.2023)