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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

nun dem Herzoge Bolizlav, welcher, vom Könige vielfach beschenkt, 1002 entlassen worden war, das Geleite geben wollte, sah er, ich rufe Gott zum Zeugen, daß der König es nicht angeordnet hatte, vielmehr gar nicht darum wußte, eine Schaar Bewaffneter zusammeneilen und sich ihnen in den Weg werfen. Sofort suchte er die Ursache des großen Auflaufs zu erforschen und denselben, damit nicht weiteres Unheil geschähe, zu dämpfen; allein nur mit Gefahr seines eigenen Lebens gelang es ihm, seinen Gefährten aus dem erbrochenen äußeren Thore hinauszuführen. Von den ihnen nachfolgenden Kriegern wurden manche von der zusammendrängenden feindlichen Schaar beraubt, andere aber entrannen schwer verwundet nur durch Herzog Bernhards Hülfe dem Tode. Diese waren nämlich bewaffnet in die königliche Hofburg eingedrungen und hatten sich geweigert, dieselbe zu verlassen, wie man sie aufgefordert hatte; folglich liefen sie eine solche Gefahr durch ihre eigene Schuld mit Recht. Bolizlav aber ward von bitterem Kummer ergriffen, denn er argwöhnte in diesem allen einen böswilligen vorsätzlichen Plan und gab dem Könige unverdienter Weise die Schuld. Nachdem er deshalb Heinrich begrüßt und ihm, wenn er je seiner bedürfen sollte, seine Hülfe fest zugesagt hatte, eilte er schnell in die Heimat zurück. Als er aber nach der Burg Strela kam, zündete er dieselbe sofort an, und führte eine große Menge der Landesbewohner mit sich hinweg. Auch sandte er Beauftragte zurück und bemühte sich, so viele als er konnte dem Könige abwendig zu machen. Dieser aber bat, als er dies bald nachher erfuhr, seine Vertrauten herzlich, sie möchten doch den geheimen Umtrieben des Slaven nachspüren und wo möglich seine Späher festzunehmen trachten.


11. Nachdem König Heinrich also damals alles den Umständen gemäß angeordnet hatte, schickte er sich an, nach dem Reiche der Liutharier sich zu begeben. [Als er aber auf die Stadt zukam, welche Neu-Corvei genannt wird (ein Name, den sie von ihrer Mutterstadt, dem Corvei der lateinischen Franken empfangen hat,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/183&oldid=- (Version vom 28.9.2023)