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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1002 Großen wegen seiner und des Reiches Angelegenheiten zu berathen. Nachdem er darauf am anderen Tage von seinen Verwandten Abschied genommen, seine Feinde aber sich vorsichtig gemerkt hatte, kam er mit dem Bischof Bernward nach Hillinishem [Hildesheim], wo er wie ein König empfangen und hoch geehrt ward. Als er aber von da nach Pathelbrunn [Paderborn] kam, fand er die Thore verschlossen, ward indeß auf Befehl des hochwürdigen Bischofs Rethari eingelassen, und ging zuerst zum Gebet in die Kirche, dann aber in das Haus, wo der Bischof speiste, und wurde von demselben gastlich empfangen. Hier indeß ward ihm angekündigt, daß eine Unterredung in Diusburg[1], weshalb er hierher gekommen war, durchaus nicht Statt finden könne. Ueberhaupt bemerkte Ekkihard, das sein ungebührliches Unternehmen dem Bischofe sehr mißfiel. Darum brach er auf, und als er nun nach Northeim[2], einem Hofe des Grafen Sigifrit, kam, ward er freundlich empfangen und gebeten, dort zu übernachten. Die Gräfin Ethelinde hatte ihm heimlich Nachricht gegeben, daß die Söhne ihres Eheherrn, Sigifrith und Benno, mit ihren Brüdern Heinrich und Udo und anderen Mitverschworenen ihm einen Hinterhalt gelegt hätten, in der Absicht, ihn zu tödten, und bat ihn inständigst dort bis zum nächsten Tage zu bleiben, oder nach einer anderen Richtung sich hinzubegeben. Der Markgraf aber, der dies dankbar aufnahm, erwiderte doch, daß er jener wegen seinen Reiseplan irgendwie zu unterbrechen weder im Stande, noch gewillt sei. Und indem er sofort von da aufbrach, hatte er vorsichtig den ganzen Tag über die Seinen unter Augen, die er als der tüchtige Kriegsmann, der er war, ermahnte, unerschrocken zu bleiben. Als das die Feinde aus der Ferne vom Hinterhalte aus gewahrten, verschoben sie die Sache, weil sie sie nicht für thunlich hielten, gelobten sich aber vermittelst Handschlags, in der folgenden Nacht ihr Vorhaben auszuführen.


  1. Diusburg, im Rgbz. Düsseldorf.
  2. Liegt östlich von Paderborn, westlich von Pölde.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/172&oldid=- (Version vom 28.9.2023)