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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

996 Lebens, im 13ten seiner Regierung, um die achte Römerzinszahl, zum römischen Kaiser gesalbt, und als Schirmvogt der Kirche St. Petri anerkannt. Darnach regierte er jenes Reich wie seine Vorfahren, indem er durch seinen Charakter und seine Strebsamkeit die Nachtheile überwand, welche seine große Jugend hätte mit sich führen können.


19. Adalbert, der Bischof der Böhmen, welcher in der Taufe den Namen Woytech, bei der Firmung aber von dem Erzbischofe von Magdaburg diesen zweiten Namen erhalten hatte, und ebenfalls zu Magdeburg von dem obenerwähnten Ohtrich[1] in den Wissenschaften unterrichtet war, hatte seine ganze Gemeinde, weil er sie durch Vermahnungen des göttlichen Wortes nicht vom alten Irrwege des Aberglaubens abzubringen vermochte, mit dem Banne belegt und war im Anfange des Sommers (996) nach Rom gekommen, um sich beim Papste zu rechtfertigen. Mit dessen Erlaubniß lebte er lange Zeit nach der strengen Zucht des Abtes Bonifacius[2] voll Demuth und auf eine musterhafte Weise. Als er 997 darnach mit des Papstes Genehmigung die Herzen der heidnischen Preußen mit dem Zügel frommer Predigt zu lenken bemüht war, ward er am 23. April von einem Spieße durchbohrt und ihm das Haupt abgeschnitten. So erlitt er allein unter allen seinen Gefährten den ersehnten Märtyrertod, ohne alle Klage, wie er das auch noch in der Nacht vorher selbst im Traume vorausgesehen und allen seinen Brüdern vorherverkündet hatte, indem er sagte: „Es war mir, als hielt ich Messe und communicirte allein.“ Die verruchten Urheber der Missethat aber trennten, wie gesagt, als sie ihn todt sahen, sein Haupt vom Rumpfe; den heiligen Leib aber versenkten sie zur Vergrößerung ihrer Missethat und der göttlichen Strafe ins Meer, und zogen, indem sie das Haupt höhnend auf einen Pfahl steckten, frohlockend heim. Als das Herzog Bolizlav

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/132&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
  1. S. Buch III, Cap. 8.
  2. nämlich im Kloster der Heiligen Bonifacius und Alexius auf dem Aventin. Thietmar aber hat den Namen des Schutzheiligen für den Namen des Abtes gehalten.