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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

der mit uns zu gleichen Theilen erbte, fügte meiner Mutter im Jahre 996 996, indem er ihr den alten Schmerz erneuerte, viel böses zu, und ging, obwohl sie von ihrer Mutter ihm zu treuem Schutze anvertraut war, nichts desto weniger darauf aus, sie aller Güter ihres Gemahls zu berauben. Doch was verliere ich darüber noch viel Worte? Mit Hülfe des Kaisers bekam sie alles wieder.


988 12. Indeß starb Atheldag, Erzbischof von Bremen, und ihm folgte Liävizo. Dieser war dem verbannten Papste Benedict von seinem Vaterlande, welches an der Grenze der Alpen und des Schwabenlandes liegt, hieher gefolgt, und hatte im Dienste Gottes und des Königs diese Würde gebührender Weise erworben.

987 Wiederum wurden die Slaven angegriffen und dem Könige unterworfen, und die Burgen an der Elbe wieder hergestellt[1].

Im Winter desselbigen Jahres richteten eine Ueberschwemmung und ein gewaltiger Sturmwind großen Schaden an. Danach brachte eine allzugroße Hitze den Früchten großen Nachtheil, und eine wüthende Sterblichkeit raffte sehr viele Menschen hinweg[2].

992 Im Jahre 991[3] weihte der ehrwürdige Bischof Hilliward von Halberstadt, der mich getauft und confirmirt hat, den Tempel des Herrn, den er selbst von Grund aus bis zur letzten Vollendung erbaut hatte, am 21. October ein. Dabei waren zugegen der König nebst der Kaiserin Ethelgide und seiner Großmutter Mathilde, und die Erzbischöfe Willigis, Gisiler und Liewizo mit sechszehn ihrer bischöflichen Amtsbrüder[4]. Es war aber zugleich das Fest des heiligen Gallus, in dessen Kloster der Bischof erzogen war, und darum hatte er immer darnach getrachtet, die Feier dann zu begehen. Er stand damals in seinem vier und zwanzigsten Amtsjahre. Ihm war zu der Zeit in allem zur Hand sein treuer Capellan Hildo, ein Mann, der alles auf das

  1. Vgl. Quedlinburger Annalen 987.
  2. Vgl. Quedlinburger Annalen 988.
  3. Dies ist ein Irrthum Thietmars; die Einweihung fand am 16. October 992 Statt.
  4. S. Queblinburger Annalen 992.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/124&oldid=- (Version vom 25.9.2023)