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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

984. zärtlicher Liebe empfangen und dem Grafen Hoico zur Erziehung übergeben. Zwischen dem Könige und dem Herzoge ward ein vorläufiger Friede geschlossen, bis zu einer Zusammenkunft auf dem obenerwähnten Felde von Bisinstidi, indem jeder von beiden nach Hause zog. Als sie aber dort zusammenkamen, gingen sie, von bösen Menschen angereizt, im Bösen wieder aus einander, und so fand wieder eine langwierige Unterbrechung dieser Angelegenheit Statt. Denn nun entstand zwischen Otto III. und dem vielerwähnten Heinrich, welcher der jüngere Heinrich genannt zu werden pflegte, eine große Fehde, welche erst späterhin durch Rath und Beihülfe des Grafen Herimann beigelegt ward, als Heinrich 985. sich dem Könige zu Francanafordi [Frankfurt] unterwarf, und nun mit dem Herzogthume [Baiern] belehnt ward.


7. Das nächste Osterfest feierte der König zu Quidelingeburg, bei welcher Gelegenheit vier Herzoge den Dienst versahen, nämlich Heinrich [von Baiern und Kärnthen] bei der Tafel, Konrad [von Franken] in der Kammer, Hecil [Pfalzgraf] im Keller [Mundschenk] und Bernhard [von Sachsen] stand dem Marstalle vor. Dorthin kamen auch Bolizlav und Miseco mit den Ihrigen, und zogen, nachdem die ganze Feier der Ordnung gemäß begangen war, reich beschenkt heim. In jenen Tagen erklärte Herzog Miseco von Polen sich für einen Lehnsmann des Königs, und schenkte ihm unter anderen Ehrengaben ein Kameel, und machte zwei Feldzüge mit ihm.

Im ersten Regierungsjahre Otto’s III. starb Bischof Adwin von Hillinesheim [Hildesheim], am 1. Dec. und ihm folgte Osdag, der Probst des dortigen Kapitels. Als dieser nach fünfjähriger Amtsführung starb, ward der dortige Kellermeister Gerdag zum Bischofe geweiht, und als dieser im dritten Jahre seines Antritts auf der Heimkehr von Rom, wohin er zum Gebete gereist war, sich befand, verschied er am 7. Dec. [992] und sein Körper ward, nachdem die Glieder einzeln von einander getrennt waren, in zwei Schreinen von seinen trauernden Gefährten in sein Kloster

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/116&oldid=- (Version vom 25.9.2023)