Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/114

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


984. begab, von dem er gütig aufgenommen wurde. Denn er hatte denselben wie einen Sohn erzogen, und ihn, als er für die östlichen Lande zum Bischof geweiht ward, dem zweiten Otto, dessen Unterricht er leitete, eifrig als seinen Nachfolger empfohlen. Dies behielt Willigis stets im Gedächtniß, und erkannte es immer mit der größten Dankbarkeit an, und das vor allem nun, wo dem Bischofe darum zu thun war. Er ließ ihn seinem Wunsche gemäß zu Erpesfordi [Erfurt] auf’s beste verpflegen. Nachdem Wolcold sich dort lange aufgehalten hatte, kam er, als nach dem 985. Tode des Markgrafen Ricdag Ekkihard demselben gefolgt und Bolizlav nach Böhmen zurückgekehrt war, wieder zu seinem Bischofsitze. Späterhin ward auch Bolizlav sein treuer Freund, und so feierte auch Wolcold zu Prag die Einsetzung des heiligen Abendmahls. Wie er aber den Tag darauf, am Charfreitage, das Gedächtniß des Leidens Christi, wie sich’s gehörte, beging, wurde er vom Schlage getroffen hinweg getragen; und ward auch Zeit seines Lebens nicht wieder gesund, obwohl er sich mitunter wieder etwas erholte. Er war 23 Jahre lang Bischof gewesen, als er am 23. August aus diesem Leben schied. Ihm folgte, von Erzbischof Gisiler befördert, Eid, ein Mitglied unserer geistlichen Brüderschaft [zu Magdeburg], ein Mann voll Gerechtigkeit und Einfalt des Herzens, von dessen rühmlichem Wandel ich, wenn’s Zeit ist, vieles zu unserer Erbauung berichten werde; jetzt fahre ich fort, wo ich angefangen habe.


984. 6. Unterdeß belagerten diejenigen, die dem Könige zugethan waren, den Grafen Wilhelm [von Thüringen], der zu den vertrautesten Freunden Herzog Heinrichs gehörte, in Wimeri [Weimar]. Als sie aber erfuhren, Heinrich komme heran, eilten sie ihm sogleich entgegen, und sammelten sich bei einem Dorfe, Namens Iteri[1], wo sie sich lagerten, um ihm am nächsten Tage eine Schlacht zu liefern. Da dies der Herzog sofort erfuhr, so schickte

  1. Die kleine Festung Ittern lag auf der Grenze zwischen Sachsen und Franken; nach Giesebrecht jedoch ist es Eytra an der Elster.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/114&oldid=- (Version vom 25.9.2023)