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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


984.[den Sachsen] aber erhoben sich mit gegen Herzog Heinrich die Gebrüder Thiedrich und Sibert, nebst den Brüdern Hoico, Ekkihard und Bezeco, und Brunig und die Seinen, und auf Antrieb des Erzbischofs Willigis [von Mainz] die Ritter des heiligen Martin, denen die im Westen des Landes zum größten Theile anhingen. Als das der Herzog erfuhr, entließ er seine Anhänger reich beschenkt in Gnaden; er selbst aber eilte mit einer starken Schaar nach Werlu [bei Goslar], um jene Verbindung mit Gewalt zu sprengen, oder sie auf friedlichem Wege zu beseitigen, und schickte den Bischof Poppo hin, welcher versuchen sollte, diese seine Gegner zu trennen oder zu versöhnen. Dieser erlangte, indem er von dem einmal betretenen Wege nicht abließ, mit Mühe von den verbündeten Gegnern, welche schon bereit waren, gegen den Herzog vorzurücken, das Versprechen, an einem nach Uebereinkunft bestimmten Tage an einem Orte, Namens Seusun [Seesen][1], wegen des Friedens unterhandeln zu wollen. Während aber der Herzog zu dieser Uebereinkunft, da er sofort nach Baiern aufbrach, nicht kommen wollte, oder wegen Herzog Heinrichs, der vom verstorbenen Kaiser mit Baiern und Kärnthen belehnt war, nicht konnte, so belagerte ein sehr großer feindlicher Heerhaufe eine Burg des Grafen Ekbert, Namens Ala[2], und indem sie nach Zerstörung der Ringmauer in dieselbe einzogen, führten sie die Tochter Otto’s II., Ethelheid, welche daselbst erzogen ward, nebst vielem dort aufbewahrten Gelde hinweg, und kehrten erfreut heim.


3. Der Herzog aber begab sich, nachdem alle Bischöfe und einige Grafen in Baiern sich ihm zugewandt hatten, auf diese seine Bundesgenossen vertrauend, ins fränkische Gebiet und lagerte auf der zu Bisinstidi [Bisenstädt] gehörigen Ebene, um sich mit den Fürsten jener Gegend zu besprechen. Dorthin kam Erzbischof Willigis von Mainz, nebst dem Herzoge Konrad und den übrigen Großen. Als aber Herzog Heinrich, der diese auf alle ihm nur

  1. Lag am Harz zwischen Goslar und Gaudersheim.
  2. Alsburg, im Braunschweigischen, im jetzigen Kreise Wolfenbüttel; nach Anderen Alach bei Erfurt.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/112&oldid=- (Version vom 25.9.2023)