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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Viertes Buch.




984.1. Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 984 begab sich die Kaiserin Theuphano, die Mutter des dritten und leider letzten der Ottonen, mit einem vom Schmerze der frischen, schrecklichen Wunde erfüllten und über die Abwesenheit des einzigen Sohnes blutenden Herzen zur Kaiserin-Wittwe Ethelheid nach Pavia, und ward von derselben tiefbewegt empfangen und liebevoll getröstet.

Herzog Heinrich [von Baiern] kam mit dem ehrwürdigen Bischofe Poppo[1], dessen Aufsicht er lange Zeit untergeben gewesen war, und dem einäugigen Grafen Ekbert nach Köln, und empfing, wie gesagt, den König als dessen gesetzlicher Vormund aus den Händen des oben genannten Erzbischofs Warin, der ihm, so wie alle anderen, deren Gunst der Herzog zu gewinnen wußte, seinen Beistand fest zusicherte. Als er darauf alles nach seinem Gefallen geordnet hatte, begab er sich mit jenen nach Corvei. Hier kamen ihm die beiden Brüder, Grafen Thiedrich [in der Altmark] und Sicco [zu Merseburg], barfuß entgegen und flehten um Begnadigung, die er ihnen verweigerte. So verließen sie ihn mit grimmerfülltem Herzen und suchten nun mit allen Kräften

  1. Von Utrecht, 977 bis 990. Er heißt sonst Folkmar, wovon Poppo die Koseform ist.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/110&oldid=- (Version vom 24.9.2023)