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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


983. von denselben mit List genommen und, nachdem die Vertheidiger niedergemacht waren, in Brand gesteckt. Im Jahre 983 hielt also der Kaiser zu Verona eine Reichsversammlung. Dort ward Heinrich der Jüngere der Acht entlassen und zum Herzoge von Baiern erhoben.

In diesem Jahre widerstanden die Slaven mit vereinter Kraft dem Kaiser und dem Markgrafen Thiedrich. In demselben wurde auch der Sohn Otto’s von allen Fürsten zum Könige erwählt.


15. Nach wenig Tagen brachen die Fürsten auf. Sie hatten dem Kaiser das letzte Lebewohl gesagt. Denn als er, nachdem er seine ehrwürdige Mutter in Pavia verlassen hatte, nach Rom kam, erkrankte er heftig. Als er nun sein Ende nahe fühlte, theilte er seine ganze Baarschaft in vier Theile, von denen er einen den Kirchen, einen anderen den Armen, einen dritten seiner geliebten Schwester Mathilde, welche, als eine andächtige Magd Christi, Aebtissin zu Quedlinburg war, und einen vierten endlich seinen trauernden Dienst- und Kriegsleuten schenkte. Nachdem er darauf vor dem Papste und andern Mitbischöfen und Priestern in lateinischer Sprache gebeichtet und von ihnen die ersehnte Absolution erlangt hatte, verschied er am 7. December, und ward bestattet, wo der östliche Eingang zur Vorhalle der Kirche St. Peters allen Gläubigen offen steht, und wo unser Herr Christus in dem trefflichen Standbilde dargestellt ist, welches alle Vorbeikommenden segnet.

Nun aber flehe ich, eingedenk des menschlichen Looses, und der Nachsicht selbst im höchsten Grade bedürftig, auf meinen Knieen zu Gott, dem Herrn des Himmels und der Erde, daß er gnädig verzeihen möge, was der Verstorbene an meiner Kirche gesündigt hat, für die Wohlthaten aber, die er verrichtet hat, ihm das Hundertfache verleihen, und ich löse ihn, kraft meines mir unverdient übertragenen Amtes von der verwirkten Strafe, indem ich auch dich, mein Nachfolger, inständig bitte, daß du diese Verzeihung

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/108&oldid=- (Version vom 17.8.2023)