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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


982. welches ich dort in großer Menge habe, zu eurem Kaiser, meinem Schwager, uns begeben, der, wie ich hoffe, mir in meiner Noth ein treuer Freund sein wird.“ Der Führer des Schiffes gab voll Wohlgefallens diesen süßen Worten nach und ließ Tag und Nacht angestrengt arbeiten, um den besagten Ort zu erreichen. Als sie sich demselben näherten, ward auf Geheiß des Kaisers jener Kriegsmann mit dem doppelten Namen vorausgeschickt, um die Kaiserin und den obengenannten Bischof Thiedrich [von Metz], der bei ihr war, nebst einer großen Anzahl von Saumthieren, welche scheinbar zum Geldtragen bestimmt waren, zu holen. So wie nun die Griechen die Kaiserin mit so bedeutenden Geschenken aus der Stadt kommen sahen, warfen sie sogleich Anker, und ließen zunächst den Bischof mit einigen Begleitern ins Schiff. Der Kaiser aber, der auf Anrathen des Bischofs die schlechte Kleidung ablegte, und bessere anzog, sprang, indem er auf dem Vordertheile des Schiffes sich befand, auf seine Körperkraft und Schwimmkunst vertrauend, schnell in’s Meer. Einer von den umstehenden Griechen jedoch suchte ihn festzuhalten, indem er ihn am Gewande ergriff; allein vom Schwerte des Liuppo, eines trefflichen Ritters durchbohrt, sank er rücklings nieder. Die Schiffsmannschaft floh darauf an die andere Seite des Schiffes, die Unsern aber fuhren in den Böten, in denen sie gekommen waren, unangefochten zum Kaiser hin, der sie nunmehr am Ufer in Sicherheit erwartete. Obwohl er nun den versprochenen Lohn in reichen Gaben zu spenden entschlossen war, so fuhren doch jene ganz bestürzt und seinen Versprechungen mißtrauend davon und steuerten heim; und so sahen sie, die an List beständig alle andren Nationen übertroffen hatten, sich nun selbst durch einen ähnlichen Kunstgriff getäuscht. Mit wie großer Freude aber der Kaiser von den Anwesenden und denen, die noch hinzu kamen, begrüßt wurde, vermag ich gar nicht mit Worten zu beschreiben.


13. Damit aber du, geliebter Leser, von allem genau unterrichtet werdest, so will ich in kurzem beschreiben, was eine

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/106&oldid=- (Version vom 17.8.2023)