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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

983. in die ihnen entgegen kommenden Feinde ein, die sie auch zu Boden streckten, so daß nur wenige auf eine nahe Anhöhe entkamen. Die Sieger aber lobten Gott, der so wunderbar ist in all seinen Werken, und hier erwies sich die Wahrheit des Wortes Pauli[1], welcher lehrt: „Es hilft keine Weisheit, kein Verstand, kein Rath wider den Herrn.“

Verlassen sahen sich jetzt die vorher Gott zu verschmähen sich erfrecht und in ihrer Thorheit Bilder, das eitle Werk ihrer Hände, ihrem Schöpfer vorgezogen hatten. Mit Anbruch der Nacht aber, während die Unsern etwas weiterhin ein Lager aufschlugen, entkam leider der oben erwähnte Ueberrest des Feindes heimlich. Alle Unsrigen aber zogen, drei ausgenommen, am anderen Tage heim, indem alle, denen sie unterwegs begegneten oder die sie in der Heimat sahen, ihnen freudig Beifall spendeten.


12. Unterdeß übte der Kaiser die römische Herrschaft so, daß er alles behauptete, was vordem seinem Vater gehört hatte, und den Sarazenen, die seine Lande angriffen, mannhaft widerstand und sie aus seinem Gebiete weithin verjagte. Als er aber erfuhr,982. daß Calabrien häufig von Einfällen der Griechen und Plünderungen der Sarazenen zu leiden habe, berief er die Baiern und die kampfgeübten Alemannen zur Ergänzung seines Heeres, und eilte selbst, begleitet von Herzog Otto, dem Sohne seines Bruders Liudulf, nach der Stadt Tarent, welche die Danaer [die Griechen] eingenommen und mit einer Besatzung versehen hatten. Er zwang sie in kurzer Zeit tapfer kämpfend zur Uebergabe. Indem er dann die Sarazenen, die mit großer Heeresmacht seine Lande heimsuchten, zu überwinden beabsichtigte, sandte er gewandte Späher dahin, die ihm von den Feinden genaue Kundschaft bringen mußten. Zuerst suchte er sie in einer Stadt auf, überwand sie und zwang sie zur Flucht; darnach griff er sie voll Tapferkeit auf offenem Felde an, wie sie in Schlachtordnung dastanden und erlegte eine unzählige Menge von ihnen, so daß er sie für gänzlich besiegt hielt. Sie aber

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/104&oldid=- (Version vom 17.8.2023)
  1. Das ist kein Ausspruch des h. Paulus, sondern Salamos in den Sprichwörtern XXI, 30.