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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Slaven, die angeklagt nach Richters Spruch verkauft und zerstreut983. wird. Der Theil unsers Bisthums, der zwischen der Saale und Elster und Milda [Mulde] und zwischen den Gauen Plisni[1], Vedu[2] und Tuchurini[3] liegt, mit den Dörfern Passini[4] [Possenhain] und Piscini[5] [Pissen], ward dem Bischofe Fritherich von Zeiz verliehen. Dem Bischof Wolcold von Meißen aber ward der Theil übergeben, in dem die Dörfer Wissepuig [Wiesenburg] und Lostatawa [Lostau] sich befinden, und welcher zum östlichen Gutuzi[6] gehört und von den Flüssen Caminici [Chemnitz] und Elbe begrenzt wird. Für sich aber behielt Gisiler neun Burgen, nämlich: Scudici[7] [Schkeuditz], Cotug [Gautzsch], Vurcin [Wurzen], Bigni [Püchen], Hilburg [Eilenburg], Dibni [Düben], Pauc [Pauch], Liubanici [Löbnitz] und Gezerisca [Gerichshain]. Die Urkunden, welche königliche oder kaiserliche Schenkungen enthielten, verbrannte er entweder, oder ließ sie mit veränderten Namen seiner Kirche zuschreiben. Die Zinsleute und alles, was Merseburg pflichtig und verbunden war, ließ er vorsätzlich zerstreuen, damit eine Wiedervereinigung unmöglich würde. Er stiftete daselbst eine Abtei, über welche er Ohtrad, einen ehrwürdigen Mönch von St. Johannes, und nach ihm den Heimo aus demselben Kloster setzte.

Jetzt aber merk auf, mein Leser, welche Ereignisse auf diese Vernichtung der Kirche Merseburgs folgten.


10. Die fremden Völker, welche nach Annahme des Christenthums unsern Königen und Kaisern zinspflichtig und unterthan waren, griffen, bedrückt von Herzog Thiedrichs Uebermuth, in einmüthigem

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/101&oldid=- (Version vom 7.8.2023)
  1. Gau zwischen Elster und Pleiße.
  2. Gau zwischen Saale und Elster.
  3. Gau auf der linken Seite der Elster mit dem Hauptort Tauchern.
  4. Passini auf der rechten Seite der Elster zwischen Elster und Mulde.
  5. Zwischen Saale und Elster, kurz vor deren Mündung in die Saale gelegen.
  6. Es ist der Gau Gutuzi zwischen Saale und Mulde gemeint; Lostatawa liegt an der Mulde oberhalb des Einflusses der Caminici.
  7. Scudici auf der rechten Seite der Elster, kurz vor deren Mündung in die Saale. Cotug liegt etwas östlich davon. Vurcin liegt etwas östlicher davon auf der rechten Seite der Mulde, während Bigni gegenüber auf der linken Seite liegt. Hilburg, Dibni, Liubanici, Pauc liegen der Reihenfolge nach von Süden nach Norden an der Mulde.