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So die Königin. Es neigte Behram
Mit den Seinen sich und schlich von dannen.
Assur aber nahm das Wort und sagte:
Nimm das Leben, das du selbst gerettet,

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Edle Fürstin, als ein Weihgeschenk an!

Deinem Dienste widm’ ich jede Stunde
Dieses Daseins. Ihm versetzt Selmira:
Sohn des Harun, der der Sohn Mohadi’s:
Wenig thät’ ich, wenn das Leben bloß ich

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Dir erhalten hätte; selbst den letzten

Aller Sklaven hätt’ ich gegen Willkür,
Wo Gerechtigkeit es heischt, vertheidigt.
Nicht ja Schutz allein verleiht den Bürgern
Einer Stadt die hochgethürmte Mauer,

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Aber Schatten auch an heißen Tagen:

Nimm das Dasein; aber nimm zugleich auch
Was es Liebliches uns gewährt, und Alles,
Was du siehst, als Eigenthum betracht’ es!
Meine Länder, dieses Schloß und diese

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Gärten, die der Ocean umbrandet,

Nenne dein und deines großen Vaters,
Welcher Bagdad als Kalif und alle
Welt befehligt, Eigenthum! Vergönne
Mir indessen, daß auf kurze Zeit ich

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Mich entferne, diese tiefbewegte

Brust zu sammeln, und zugleich mit meinen
Frau’n und Sklaven dir ein Fest zu ordnen,
Würdig eines Abbassiden! − Also
Spricht Selmira, dann entfernt sie schnell sich

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Sammt den Dienerinnen, ihres Herzens

Innere Glut verbergend. Assur sieht ihr
Lange nach, und aus dem Schlund der Hölle
Glaubt er plötzlich sich versetzt nach Eden.
Also mag sich ein Verdammter fühlen,

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Der zum Richtplatz wird geführt, das Beil schon
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August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)