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Manche Woche strich vorbei, das Glück blieb

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Stets dem Jäger hold, und gleich dem eignen

Sohn behandelt ihn der greise Kaufmann.
Aber als er eines Morgens wieder
Durch die Wälder schweifte, kommt entgegen
Ihm ein Schwarm der riesigen Ungethüme:

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Hurtig stürzt in’s tiefste Dickicht Assad;

Eins jedoch der klugen Thiere scheint ihn
Wahrzunehmen und verfolgt behend ihn.
Ihm entfliehn durch Schnelligkeit der Füße,
War undenkbar; aber es klimmt der Jüngling

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Rasch empor an einer schlanken Palme.

Wie ein Vogel auf den Vogelsteller
Blickt er schelmisch aus dem sichern Gipfel
Auf das grimmige Thier herab, und dieses
Blickt den Jüngling wieder an mit großen,

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Klugen Menschenaugen. Endlich sägt es

Voll geschäftiger Rührigkeit und eifrig
Mit den Zähnen ab den Stamm der Palme;
Diese kracht und ihre Krone zittert
Wie der Wimpel eines Schiffs, und Assad

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Glich dem Seemann, der im höchsten Mastkorb

Nistet, wenn der Sturm im Wachsen, jede
Welle schreckt ihn und er sieht im Geist schon
Eine kommen, die herunterschleudernd
Taucht in’s Meer ihn, das bacchantisch aufschwillt.

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Doch zum Glücke für den kecken Jäger

Brach der Baum allmählich, neigte langsam
Seine Wipfel niederwärts, und Assad,
Mit verwegnem Sprung, berührt den Boden
Unversehrt. Allein das Thier ergreift ihn

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Mit dem Rüssel, ihn erhebend setzt es

Ihn als Reiter auf den breiten Rücken.
Drauf im Trabe jagt es fort und endlich

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August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)