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Vorwort.

Über vier sorgenschwere Jahre dauerte das größte Völkerringen aller Zeiten, der riesengleiche Weltkrieg. In diesem blutigen Kampfspiele unterlagen die Mittelmächte. Sie waren der verlierende Teil und wurden vom gewinnenden Teil in den Friedensschlüssen von Versailles und St. Germain sowie Neuilly wie Besiegte vom haßerfüllten Gegner behandelt. Unendlie hart waren.die Bedingungen, deren Einhaltung schier übermenschliche Kraft und fortdauernden eisernen Fleiß bei unbeugsamer Willenskraft erfordert. Deutschland und Bulgarien wurden gewaltig zugestutzt, erlitten bedeutende Gebietseinbußen, die Türkei und die Österreichisch-ungarische Monarchie erhielten den Todesstoß. Das einst weltbeherrschende Habsburger Herrschergeschlecht, in dessen Reich ehedem die Sonne nicht unterging, verschwand mit den anderen Fürstengeschlechtern über Nacht vom Throne. Aus den Trümmern der: Österreichisch-ungarischen Monarchie entstanden Nationalstaaten, Neugebilde, zusammengestellt aus den nach Meinung der Machthaber Europas früher arg bedrückten, nunmehr befreiten Nationen.

Glaubt denn wirklich jemand ernstlich, daß durch die Folgen der bisherigen Friedensschlüsse der ewige Friede gesichert ist? Glaubt denn wirklich jemand ernstlich, daß durch die Folgen der jetzigen Friedensschlüsse die Revancheidee der einzelnen Völkerstämme eingesargt wurde? Gewiß nicht einer — niemand, so er frei und unbeeinflußt seiner Meinung Ausdruck verleihen darf. In meinem Projekte werden die Nationalstaaten wohl zerrissen, aber dennoch gleichsam unter einen Hut gebracht, indem Teilgebiete geschaffen werden, in welchen durch oder mit der Zeit alle Nationen verschmolzen werden, ein neuer Menschenschlag entsteht, der alle guten und edlen Seiten jeder einzelnen derzeitigen Nation in sich birgt, bei dem nicht, wie bisher, Völkerhaß sondern Völkerliebe herrscht und so Glück und Segen allen jenen spendet, die zur Einheits- nation gezählt werden.

Wie ich mir die Durchführung des eben Erläuterten denke, sei in der folgenden Abhandlung an der Hand der beigedruckten Karte erläutert.

Empfohlene Zitierweise:
P. A. Maas: Die Unionisierung Mitteleuropas. , Wien 1920, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieUnionisierungMitteleuropas_PAM.pdf/4&oldid=- (Version vom 25.2.2024)