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und Meinungen. Sprechen ein Paar über einen Gegenstand ganz ruhig mit einander und legen sie sich die Gründe ihrer verschiedenen Meinung ganz kalt vor, so wird ihre Geistesthätigkeit nicht recht in Anregung gebracht, auch gibt dann Einer dem Andern zuweilen nur zu leicht aus Höflichkeit nach, und aus einer solchen ruhigen Zwiesprache erwächst gewöhnlich nicht viel Ersprießliches. Ganz anders ist es aber, wenn das Anfangs ruhige Gespräch durch ein: „Verzeihen Sie“" etwas lebhafter wird, beide in Feuer gesetzt werden, durch die angeregtere Geistesthätigkeit ganz neue und unerwartete Gründe zum Vorschein kommen, die der eine mit einem: „Herr, das verstehen sie nicht“ unterstützt, der andere aber endlich mit Ignoranten, Schwachköpfen etc. um sich wirft. Kömmt es dabei überdem noch zum Handgreiflichen, sollte sich da nicht jeder mündliche Streit bald entscheiden?

Fast ein gleicher Gang ist bei vielen schriftlichen literarischen Streitigkeiten. Zuerst eine Darlegung der Sache und Aufstellung der Gründe, von dem Andern Gegengründe. Merkt der Eine, daß er auf schwachen Füßen steht, so wird er etwas spitzig, das setzt den Andern mehr in Feuer und bald kommt es so weit, daß Schimpfwörter mit unterlaufen, mit welchen sie sich dann verfolgen, in die Enge treiben, und endlich einander den literärischen Garaus zu machen suchen. Wer

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F. Meinhardt: Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Buchhandlung von F. Meinhardt, 1839, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Schimpfw%C3%B6rter_der_Deutschen.pdf/20&oldid=- (Version vom 8.9.2022)