seyn, als störe die Aufnahme des Schlechten die Bildung eines allgemeinen Kunstsinnes. Allein, abgerechnet, daß die Hoffnung auf diesen viel Chimärisches hat, (denn um sie zu bewahren, müßte man sich ganz aus unsern bürgerlichen Verhältnissen hinausdenken,) so kann doch nun einmal diese Bildung nicht so strenge betrieben werden, daß den Blicken derer, die sie genießen sollen, alles Schlechte entzogen würde. Fast überall, wo sie sonst ihr Auge hinwenden, tritt ihnen etwas Geschmackloses entgegen, und wir sehen nicht ein, warum bei einer Ausstellung von Kunstwerken dieses schädlicher seyn könnte, da grade hier das Schlechte durch das gegenüberstehende Vortreffliche in das Nichts zurückgeworfen wird, aus dem es nie hätte hervorgehen sollen.
Endlich wäre es wohl auch möglich, daß gewisse zarte Naturen den Einwurf machten, sie würden von dem Anblick des Schlechten an dem reinen Genusse des Schönen gehindert. Freimüthig bekennen wir, daß wir keine Antwort für sie aufbringen können, und daß wir fürchten, ihre Zartheit sey so überaus
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/6&oldid=- (Version vom 21.9.2024)