Es ist wirklich das Feuer der Sonne, womit diese Wolken gefüllt sind. Wir sind geblendet und staunen, denn die unbegreifliche Natur dringt aus diesem Kunstwerke auf uns ein. Welch ein Künstler, rufen wir, der aus Schatten, denn was ist die Malerei anders als Schatten? diese erwärmenden Gluten bilden konnte! Der Vorgrund, in dem man vier menschliche Figuren, worunter zwei Badende sind, und einiges Vieh bemerkt, ist noch nicht von dem Strale berührt, wohl aber glänzen die Bäume in einiger Entfernung schon in dem herrlichen Golde. Wir wollen indeß nicht verhehlen, daß wir die Scheibe der Sonne gern hinter die Ruinen gewünscht hätten, neben denen sie hervortritt. Zwar hat der Künstler alles gethan, was er für seinen Gegenstand thun konnte; allein auch sein Genie vermag die Grenzen seiner Kunst nicht zu überschreiten. Wir werden hier eine Kraft gewahr, welche für die Wirkungen, die wir sie hervorbringen sehen, bei weitem zu gering ist, und indem wir das Gelingen der Kühnheit des Künstlers in den letztern bewundern müssen, deckt die Darstellung der Sonnenscheibe unserm Blicke eine Blöße der Kunst auf. Uebrigens
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/18&oldid=- (Version vom 21.9.2024)