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     „Nein, sie thaten mir nichts. Bloß, wenn sie so ’ne Weile gestanden hatten, dann stellten sie sich auf das andre Bein. Und ich sagte zu Mutter: ‚Mutter, komm; der eine sieht mich immer so an.‘ Und da gingen wir an eine andere Stelle, wo der Bär war.“

     Das Kind erzählte noch allerlei. Die Mädchen und auch die Mamsell freuten sich über Agnes, und sie trug ihnen ein paar Lieder vor, die ihre Mutter, die Karline, immer sang, wenn sie plättete, und sie tanzte auch, während sie sang, wobei sie das himmelblaue Kleid zierlich in die Höhe nahm, ganz so, wie sie’s in der Hasenhaide gesehen hatte.

     So kam der Nachmittag heran, und als es schon dunkelte, sagte Engelke: „Ja, gnäd’ger Herr, wie is das nu mit Agnessen? Sie is immer noch bei Mamsell Pritzbur unten, un die Mächens, wenn sie so singt und tanzt, kucken ihr zu. Sie wird woll auch so was wie die Karline. Soll sie wieder nach Haus, oder soll sie hier bleiben?“

     „Natürlich soll sie hier bleiben. Ich freue mich, wenn ich das Kind sehe. Du hast ja ein gutes Gesicht, Engelke, aber ich will doch auch mal was andres sehn als dich. Wie das lütte Balg da so saß, so steif wie ’ne Prinzeß, hab’ ich immer hingekuckt und ihr wohl ’ne Viertelstunde zugesehn, wie da die Stricknadeln immer so hin und her gingen und der rote Strumpf neben ihr baumelte. So was Hübsches hab’ ich nicht mehr gesehn, seit zu Weihnachten die Grafschen hier waren, die blasse Comtesse und die Gräfin. Hat sie dir auch gefallen?“

     Engelke griente.

     „Na, ich sehe schon. Also Agnes bleibt. Und sie kann ja auch nachts mal aufstehn und mir eine Tasse von dem[WS 1] Thee bringen, oder was ich sonst grade brauche, und du alte Seele kannst ausschlafen. Ach,


  1. Vorlage: dom
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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_472.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)