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kann es aushalten. Immer einen guten und klugen Menschen um sich haben, immer was hören und sehen, was einen anlacht und erquickt, das ist was. Aber ich! Ich für meinen Teil, gleichviel ob mit oder ohne Schuld, ich war immer nur auf ein Pflichtteil gesetzt, – als Kind, weil ich faul war, und als Leutnant, weil ich nicht recht was hatte. Dann kam ein Lichtblick. Aber gleich darnach starb sie, die mir Stab und Stütze hätte sein können, und durch all die dreißig Jahre, die seitdem kamen und gingen, blieb mir nichts, als Engelke (der noch das beste war) und meine Schwester Adelheid. Gott verzeih mir’s, aber ein Trost war die nicht; immer bloß herbe wie ’n Holzapfel.“

     Unter solchen Betrachtungen fuhr er in das Dorf ein und hielt gleich darnach vor der Thür seines alten Hauses. Engelke war schon da, half ihm und that sein Bestes, ihn aus der schweren Wolfsschur herauszuwickeln. Der immer noch Fröstelnde stapfte dabei mit den Füßen, warf seinen Staatshut – den er unterwegs, weil er ihn drückte, wohl hundertmal verwünscht hatte – mit ersichtlicher Befriedigung beiseite und sagte gleich danach beim Eintreten in sein Zimmer: „Ach, das is recht, Engelke. Du hast ein Feuer gemacht; du weißt, was einem alten Menschen gut thut. Aber es reicht noch nicht aus. Ob wohl unten noch heißes Wasser ist? So ’n fester Grog, der sollte mir jetzt passen; ich friere Stein und Bein.“

     „Heiß Wasser is nicht mehr, gnädiger Herr. Aber ich kann ja ’ne Kasseroll’ aufstellen. Oder noch besser, ich hole den Petroleumkocher.“

     „Nein, nein, Engelke, nicht so viel Umstände. Das mag ich nicht. Und den Petroleumkocher, den erst recht nich; da kriegt man bloß Kopfweh, und ich habe schon genug davon. Aber bringe mir den Cognac und kaltes Wasser. Und wenn man dann so halb und halb

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)