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     „Aber er schweigt doch immer noch besser, als die Gundermannsche red’t.“

     „Das is richtig. Also Lorenzen, und vielleicht, wenn das Kind sich wieder erholt, auch Katzler. Ein Schelm giebt mehr, als er hat. Und dann, Engelke, solche Damen, die überall ’rum in der Welt waren, da weiß man nie, wie der Hase läuft. Es ist möglich, daß sie sich für Krippenstapel interessieren. Oder höre, da fällt mir noch was ein. Was meinst du zu Koseleger?“

     „Den hatten wir ja noch nie.“

     „Nein, aber Not lehrt beten. Ich mache mir eigentlich nicht viel aus ihm, indessen is und bleibt er doch immer ein Superintendent, und das klingt nach was. Und dann war er ja mit ’ner russischen Großfürstin auf Reisen, und solche Großfürstin is eigentlich noch mehr als ’ne Prinzessin. Also sprich mal mit Kluckhuhn, der soll ’nen Boten schicken. Ich schreibe gleich ’ne Karte.“

* * *

     Katzler sagte ab oder ließ es doch unbestimmt, ob er kommen könne, Koseleger dagegen, was ein Glück war, nahm an, und auch Schwester Adelheid antwortete durch den Boten, den Dubslav geschickt hatte: „daß sie den zweiten Feiertag in Stechlin eintreffen und so weit wie dienlich und schicklich nach dem Rechten sehn würde.“ Adelheid war in ihrer Art eine gute Wirtin und stammte noch aus den alten Zeiten, wo die Damen bis zum „Schlachten“ und „Aal-abziehen“ herunter alles lernten und alles konnten. Also nach dieser Seite hin entschlug sich Dubslav jeder Befürchtung. Aber wenn er sich dann mit einem Male vergegenwärtigte, daß es seiner Schwester vielleicht in den Sinn kommen könne, sich auf ihren Uradel oder auf die Vorzüge sechshundertjähriger märkischer „Eingesessenheit“ zu besinnen, so fiel alles, was er sich in dem mit Engelke geführten Gespräch an Trost zugesprochen

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)