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der Genuß ungewohnter Speisen, unbekannter, bald hitziger, bald kühlender Getränke, die ihr bey den mit ihrem Bräutigam hie und da gemachten Besuchen aufgedrungen wurden, ihr drey Wochen vor der Hochzeit, eine mit abwechselnder Hitze, Frost und Seitenstechen sich äussernde Krankheit zuzogen, durch welche sie so sehr entkräftet wurde, daß sie den Hochzeittag weiter hinausgesetzet haben würde, wenn nicht die Gäste alle bereits geladen, und nicht alle zu Begehung dieses feyerlichen Tages erforderlichen Einrichtungen gemacht gewesen wären. Noch äusserst matt sah sie den Tag der Trauung anbrechen, und mit ihm trat eine neue Fatalität ein: die Braut bekam die monatliche Reinigung! Dieses, und daß ihr Bräutigam, der vielen Gäste wegen, die zur Hochzeit gekommen waren, ohnehin nicht zu Bette kommen konnte, veranlaßte sie, sich die erste Nacht zu einer anwesenden Freundin zu betten, und bey fortdauerndem Monatsflusse die zweyte und dritte Nacht im Unterrocke zu schlafen, auch, was ganz natürlich war, den Mann, unter Bemerkung der Ursache, vom Beyschlafe abzuhalten.

 Dieser Beyschlaf wurde jedoch in der vierten und fünften Nacht wirklich vollzogen. Sie bekam aber hierauf schmerzhafte Empfindungen mit Brennen und Jücken, klagte dieses ihrem Manne und ihrer herbeygehohlten Mutter, und der von letzterer zu Rath gezogene Bader zu Wassermungenau hatte der Beklagten Kräuter zu Thee und etwas Tropfen geschickt.

 Anstatt daß der Mann billig hätte abwarten sollen, ob diese Medicin eine Änderung der Unpäßlichkeit bewirken werde, berief derselbe seinen Bruder, den Kaufmann Ehemann in Nürnberg, nebst dessen Ehefrau nach Rötenbach, um die junge Frau zu constituiren.

 Bey ihrem guten Gewissen hatte diese gar keinen Anstand, sich ihrer Schwägerin, der Frau Ehemännin, ganz zu entdecken; und diese versprach,