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weiter wagt er nicht vorzuschreiten, nicht allein aus Mangel an Fähigkeit, sondern auch aus Furcht, dem Mysticismus in die Arme zu fallen. Und weil er auf seinem Standpunct nur ein Spiel der sinnlichen Empfindungen und Triebe, der Ahnungen und dunklen Gefühle, der Leidenschaften und Begierden sieht, von welchen sich Aehnliches auch bei den Thieren findet, so nimmt das Gemüth in seinen Augen nur eine niedrige Rangstufe ein, und muß ihm als das größte Hinderniß eines klaren Denkens und bestimmten Wollens erscheinen. Deßhalb werden auch alle Wirkungen, die aus der Tiefe dieses Gemüthes stammen, ihm unverständlich sein, und sollte er jemals auf diesem Boden den Grund der Sache, die uns hier beschäftigt, suchen wollen, so würde er denselben kaum in etwas Anderem, als in einem blinden Triebe und in einer fast bewußtlosen Nachahmung finden können. Wer aber die Oberfläche durchdringend, sich nicht scheut, mit unbefangenem Geiste in jene Tiefe zu blicken, und selbst dazu sich hingezogen fühlt, der wird bei aller Dunkelheit deutlich erkennen, daß im Gemüth und Willen des Menschen das Wesen von Gesinnung und Charakter, die Heimath des Gewissens, der Urquell von Gedanken und Handlungen, das Organ aller Andacht und Begeisterung, das Mittel zu einer Verbindung mit Gott und die Grundlage jeder Religion enthalten ist. Die Religion aber muß wesentlich im Wollen sich bewähren, und deßhalb ist der Wille schon längst als der eigentliche Gottessinn mit Recht bezeichnet worden.