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Wohlbefinden und Friede im Gefolge gehabt, und anstatt von einem allgemeinen Erkranken begleitet zu sein, hat sie im Gegentheil als ein gesunder neuer Lebensproceß in ihrem ganzen Verlaufe sich dargestellt, und wahrhaft heilend und erlösend an Leib und Seele als die größte Wohlthat sich erwiesen.

Ist nun weder der Verstand noch die Natur, oder nach dem Ausdruck neuer Philosophen weder das bewußte noch das bewußtlose Denken als die Ursache des Ereignisses anzusehen, so werden wir diese anderswo suchen, und jene Mitte des Menschen betrachten müssen, wo Geist und Natur, Seele und Leib am innigsten verbunden sind, Denken und Fühlen sich begegnen, Sinne und Triebe zusammengehen, und im Centrum des Bewußtseins sich der Wille als Regent bewegt, einerseits vom Verstande wie andererseits von der Fantasie seine Eindrücke empfangend und hiernach seine Herrschaft übend. Diese Mitte ist das Gemüth, in welchem alle wesentlichen Vermögen und Functionen des Menschen sich durchdringen und zur Einheit verbinden, stärker oder schwächer, je nachdem sie beschaffen sind, immer jedoch auf solche Weise, daß nach Außen und gleichsam an der Oberfläche des Gemüthes die Thätigkeiten mehr als natürliche, nach Innen aber und in der Tiefe mehr als geistige sich offenbaren. Der Rationalist – ich muß mich ihm jezt empfehlen – betrachtet aber nur die Oberfläche; der Punct, wo diese in die Tiefe geht, ist auch genau die Grenze, wo er stehen bleibt;