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Zu Anfang des Juli legten in Oppeln 6300 Personen das Versprechen der Enthaltsamkeit ab, und diese breitete sich bis an die Grenze von Niederschlesien aus. In Ratibor, wo länger als seit hundert Jahren kein Bischof gewesen, wurde die Sache besonders dadurch geehrt, daß der zur Firmung gekommene Herr Weihbischof ihr beitrat, und seinen Namen eigenhändig in’s Vereinsbuch schrieb. Diese Stadt hat zwei katholische Kirchen, von welchen die eine vorzüglich für das eingepfarrte polnische Landvolk bestimmt ist, die andere den größtentheils deutschen Einwohnern angehört. In jener war Pater Stephan als Prediger aufgetreten, und schon am ersten Tage der Andrang so gewaltig, daß die Communionbank brach, und nur etwa 1000 Menschen eingeschrieben werden konnten, während mindestens 3000 das Versprechen geleistet hatten. Nicht so stürmisch und rasch gelang der Sieg über die deutsche Gemeinde, in welcher sich von Anfang keine sonderliche Neigung zum Beitritt, wohl aber viel Widerstreben kundzugeben schien. In solcher Stimmung würden auch wahrscheinlich die Meisten verblieben sein, hätte nicht der hochgeachtete Erzpriester die kälteren Herzen durch das Feuer seiner Rede erwärmt.

„Blicket auf Irland – rief er ihnen zu – auf jenes unglückliche Volk, das, durch Jahrhunderte von seinen Unterdrückern beraubt und mißhandelt, zulezt noch durch den Branntwein, seinen ärgsten Feind, in’s tiefste Elend hinabgestoßen, in die Fesseln der niedrigsten Knechtschaft geschlagen