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Eben so reißend und unaufhaltsam waren die gleichzeitigen Fortschritte im Kreise Pleß, obgleich von Seiten der Industriellen hier am meisten entgegengewirkt wurde. Der Magistrat zu Nicolai, wo 4300 Menschen dem Genuß des Branntweins feierlich entsagten, konnte nicht genug die wohlthätigen Folgen der Enthaltsamkeit schildern. Das Volk, so wird berichtet, ist zum klarsten Bewußtsein gekommen, daß der unmäßige Branntweingenuß die Ursache seiner Armuth und seines Elends, der Räuber seines Glückes, der Zerstörer seiner Gesundheit und seines Lebens, und der Weg zu allen Lastern und Verbrechen war. Jezt bedauern Alle, die sich von der Trunksucht befreit haben, daß sie nicht früher zur Entsagung angeleitet wurden. An Arbeitstagen geht Jeder seinen Geschäften nach, die Sonn- und Festtage werden ruhig in der Kirche und zu Hause zugebracht. Wochen- und Jahrmärkte gehen ohne Exceß vorüber. Seit zwei Monaten ist keine Criminal-Untersuchung vorgekommen, während in den vorausgegangenen vier Monaten zehn dergleichen einzuleiten waren. Die Schänkhäuser sind leer von Gästen, aber auch die polizeilichen Gefängnisse. In Kurzem werden auch die Criminal-Gefängnisse nicht mehr wie bisher an Ueberfüllung leiden. Frohsinn und Anstand sind an die Stelle der früheren Ausgelassenheit und Rohheit getreten, Verträglichkeit und Liebe an die Stelle des Zankes und Haders, und bald dürfte, wie es schon teilweise zu bemerken, auch die häusliche Noth sich mindern,