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deutlicher herausgestellt, als in einigen Gegenden, wo das Predigen und die Abnahme des Versprechens noch gar nicht stattgefunden hatte, und dennoch die Trunksucht bei dem bloßen Herannahen der Bewegung gleichsam von selbst und ohne alles Zuthun der Pfarrer schon beträchtlich nachzulassen schien.

Diese nicht zu bezweifelnde Thatsache hat zu der Vermuthung geführt, daß im Volke schon vor dem Eintritt des großen Ereignisses eine gewisse Hinneigung zur Enthaltsamkeit vorhanden gewesen, die nur durch den späteren Impuls von Seiten der Geistlichkeit vermehrt worden sei. Gewiß mögen nicht Wenige den unglücklichen Zustand, in welchen sie die Trunksucht gebracht hatte, zu manchen Zeiten eingesehn und aufrichtig beklagt haben; die Stimme ihres Gewissens und auch wohl ihres Beichtvaters mag oft genug zum Herzen gesprochen, an guten Wünschen und Vorsätzen mag es auch nicht gemangelt haben; und obwohl der Branntwein die Klarheit des Geistes zu verdunkeln pflegt, so mögen doch Manchem die augenscheinlichen Vortheile eines nüchternen Lebens zu nahe gelegen haben, um sie nicht wahrzunehmen, und selbst darnach Verlangen zu tragen. Allein es ist nicht minder gewiß, daß zur Erfüllung solcher Wünsche und Vorsätze in der Regel dem Willen die Kraft, und der Natur die Folgsamkeit gefehlt und vor der neuen Botschaft das Branntweintrinken im Ganzen nicht merklich abgenommen hatte.