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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

Reh ausgeweidet worden ist, sah auch in den frischen Schnee die Fußtapfen des Wilderers, die ich bis zur Chaussee hin verfolgen konnte. Ich hielt es für meine Pflicht, sofort alles zu versuchen, um endlich dem Manne, der unsern Wildstand nun schon seit Jahren so empfindlich schädigt, auf die Spur zu kommen. Nur aus diesem Grunde habe ich mich um eine halbe Stunde versäumt.“

Der Oberförster hatte inzwischen von seinem Schreibtisch einen zerknitterten, unsauberen Briefbogen aufgenommen und sich an das Fenster gelehnt.

„Sagend Sie mal,“ begann er strengen Tones, „Sie sind mit der Tochter des Besitzers Kasimir Jaworski verlobt, nicht wahr?“

Markdorf schrak sichtlich zusammen und zögerte etwas mit der Antwort.

„Ich frage natürlich nur aus dienstlichen Gründen,“ warf Haase scharf und befehlend ein.

„Herr Oberförster, ich habe keine Veranlassung, meine Verlobung mit Maria Jaworski zu verheimlichen,“ klang es jetzt ehrlich zurück. „Nur, weil weder der Vater meiner Braut noch irgend ein dritter, wie ich bisher annahm, von dem Verlöbnis etwas wissen konnte, war ich im ersten Augenblick durch die Frage überrascht und fand nicht sofort eine Erwiderung. Denn ich habe mich meiner Braut, um die ich schon lange warb, erst vorgestern erklärt und wollte nur noch die schriftliche Einwilligung meiner Eltern abwarten, bevor ich mich auch ihrem Vater – eine Mutter besitzt Maria nicht mehr – anvertraute, bei dem ich eine Zurückweisung meines Antrages kaum zu befürchten brauche.“

„Danach scheint der Schreiber diesem Wisches hier doch ganz richtig informiert zu sein. Ich möchte nun einmal von Ihnen wissen: Ist es wahr, daß Jaworski auf seinem Kohlacker, der an die Königliche Forst grenzt, Schlingen für Hasen gelegt hat und uns die Krummen, die sich an den Kohlköpfen gütlich tun wollen, wegfängt? – Ich meine, haben Sie jemals Verdächtiges

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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)