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Walther Kabel: Der Motor der natürlichen Flugmaschinen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3)

Zugpferd ganz bedeutend, ebenso wie das Herz eines Wolfes um ein Drittel schwerer ist als das eines gleich großen und gleich schweren Hundes.

Bei den fliegenden Tieren, die ihrem unermüdlichen Motor je nach ihrer Lebensweise verschiedene Arbeitsleistungen zumuten, tritt diese Erscheinung der geringeren oder stärkeren Ausbildung des Herzmuskels noch bedeutend auffälliger in die Erscheinung. Nach den Untersuchungen Doktor Parrots ergibt das Herzgewicht im Verhältnis zum Körpergewicht, das mit 1000 bezeichnet wird, bei den verschiedenen fliegenden Tieren folgende Zahlen: Der virginische Regenpfeifer, einer unserer schnellsten und ausdauerndsten Flieger, steht mit 21,05 obenan. Gleich dahinter rangiert der Pirol mit 21,03 und der Strandläufer mit 19,01. Auch die Schwalben (15,80) weisen sich schon durch diese Entwicklung ihres Herzens als schnelle Flieger aus. Dasselbe gilt bei den Tauben (13,50 im Mittel), bei denen der für den Flug besonders günstige Körperbau die Herztätigkeit wesentlich entlastet. Hinter den friedlichen Tauben kommen sofort ihre gefährlichsten Feinde, die geflügelten Räuber, Habicht 12,05, Falke 12,01 und Sperber 11,09.

Vergleichen wir nun mit diesen Zahlen die Ergebnisse über solche Vögel, die als weniger gute oder trägere Flieger bekannt sind. Da wird beispielsweise der Mäusebussard, ein recht bequemer Geselle, nur mit 7,02 bewertet. Unser Sperling steht mit 6,5 in dieser absteigenden Reihe so ziemlich untenan. Unser Haushuhn mit seinen verkümmerten, zum Fliegen ungeeigneten Schwingen rangiert noch tiefer, mit 4,09. Etwas höher (5,02) bringt es die Gans.

Besonders diese letzten Zahlen beweisen recht eindringlich die Richtigkeit des von Doktor Parrot aufgestellten Satzes: Je schneller und ausdauernder ein Vogel, desto größer sein Herz.

Um zum Schluß noch die fliegenden Säugetiere kurz zu streifen, so besitzt die Fledermaus in ihrem Herzmuskel ungewöhnlich kräftige Maschine, die an Größe die einer ebenso schweren Hausmaus fast um das Doppelte übertrifft.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Motor der natürlichen Flugmaschinen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Motor_der_nat%C3%BCrlichen_Flugmaschinen.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)