Seite:Der Kampf in Dresden im Mai 1849.pdf/131

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den zu einer Art von Reduit umgewandelten Gasthof zur Stadt Gotha gerichtet, allein weder dies, noch das Gewehrfeuer aus dem Schlosse selbst gegen die Erker der Schloßgasse, konnten hier bedeutende Wirkung äußern, viel weniger die Gegner zur Räumung ihrer Stellung nöthigen. Im Gegentheil versuchten letztere hier die Offensive zu ergreifen, weniger freilich durch direkten Angriff mit gewaffneter Hand, als durch Brandstiftungs- und Unterminirungs-Versuche. Das Schloß wurde mit Terpentinöl bespritzt, Pechkränze und Fackeln wurden herbeigeschafft und bereits heute einige (am folgenden Morgen wirklich ausgeführte) Versuche gemacht, die dicht an das Schloß herantretenden und mit dem Prinzen-Palais sogar unmittelbar zusammenhängenden Häuser zwischen der Kleinen Brüderstraße und dem Taschenberge in Brand zu stecken. Bergleute versuchten mit Benutzung der sich unter der ganzen Stadt fortziehenden Abzugs-Kanäle sich bis unter das Schloß zu arbeiten, um dies dann in die Luft zu sprengen. Da diese Absicht lautbar geworden war, so wurden die unter dem Schlosse befindlichen Keller-Räume und Abzugs-Kanäle durch die Sächsischen Pioniere nicht allein untersucht und bewacht, sondern auch die hinzuführenden Kanäle und der bereits von den Bergleuten begonnene Stollen durch Abdämmung der aus jenen in die Elbe ausmündenden Haupt-Schleuse unter Wasser gesetzt. Nach einer aufgefundenen Meldung der Bergleute an die Provisorische Regierung war (nach dem Kunstausdrucke ihres Gewerbes), der eingetriebene Stollen hierdurch „verschroten.“

Auf dem rechten Flügel der Gefechts-Linie wurde Nachmittags durch eine Abtheilung des Regiments Prinz Albert der Zwinger besetzt. Der Zwingerwall blieb anfangs noch in der Gewalt von Turnern, welche von dort auf die Truppen feuerten, bis diese gegen Abend den Wall mit dem Bajonett nahmen. So wichtig dieser

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/131&oldid=- (Version vom 31.7.2018)