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Friedrich Gerstäcker: Der Herr von der Hölle. Eine zweifelhafte Geschichte.

des Geschäfts – Herr von der Hölle – mein erster Compagnon, lieber Lerche, mit dem ich das Bureau gegründet habe – aber ich erinnere mich jetzt, Sie brachten mir ja selber seine Karte.”

„Ja“, sagte von der Hölle, „und ich freue mich wirklich, zwei so würdige Leute zusammengeführt und befreundet zu haben. Ihr Geschäft muß jetzt blühen, lieber Köser. Wenn Ihre Charaktere auch ziemlich ungleich sein mögen, so ergänzen sich doch Ihre Eigenschaften – und dann der versprechende Nachwuchs. Ich bin ganz glücklich, Alles so vortrefflich gedeihen zu sehen und kann jetzt befriedigt X. wieder verlassen.”

„Und weiter hat Sie nichts hierher geführt?“ sagte Herr Köser, doch etwas erstaunt.

„In Ihr Haus? nein. Einige andere Geschäfte bleiben natürlich noch zu erledigen. Allerdings hatte ich schon früher öfter versucht einmal mit Ihnen abzurechnen, lieber Köser. (Herr Köser wurde leichenblaß), aber ich glaube nicht –“, setzte er gutmüthig hinzu – „daß ich gerade jetzt zur gelegenen Stunde komme.“

„Die Geschäfte sind in der letzten Zeit so schlecht gegangen –“, versicherte der Agent, mit einem unwillkürlichen Blick auf seinen Schwager.

Von der Hölle lächelte – „ich weiß es, verehrter Herr, aber Sie wissen auch, daß ich mehr auf die Zinsen als das Capital rechne. Für jetzt bin ich vollkommen zufrieden. – Lieber Herr Lerche, es war mir außerordentlich angenehm Sie wieder einmal gesehen zu haben – bitte empfehlen Sie mich nochmals Ihrer liebenswürdigen Frau Gemahlin. – Lieber Köser – ich hoffe doch, daß wir im nächsten Jahr unser kleines Geschäft reguliren können, wie?“

„Ich hoffe bestimmt“, sagte Herr Köser und es war augenscheinlich, daß er sich Mühe gab in Gegenwart seiner Schreiber ein etwas würdevolles Ansehen zu behaupten.

„Also auf Wiedersehen – bitte, keine Complimente“ und mit raschen Schritten glitt er mehr als er ging durch das Comptoir, der Thür zu.

Als Köser – der unter keiner Bedingung gerade bei diesem Herrn die nöthige Artigkeit außer Acht lassen wollte – hinter ihm drein schoß und die Thür wieder öffnete, war er schon fort – und ganz unten auf der Treppe. – –

Im nächsten Jahr – ziemlich um dieselbe Jahreszeit – machte ein Vorfall in X viel Aufsehen. Herr Köser nämlich, der Eigenthümer des Theaterbureaus, wurde vermißt, überall gesucht und nirgends gefunden und die verschiedensten Gerüchte kamen darüber in Umlauf. Einige behaupteten er sei im Fluß verunglückt – nach Anderen sollte er in Hamburg gesehen worden sein, um sich nach Amerika einzuschiffen – Gewisses konnte man aber nirgends über ihn erfahren und nur die Schauspieler in X. versicherten auf das Bestimmteste: „daß ihn der Teufel geholt habe.“

Wie dem auch sei – er kam nicht wieder zum Vorschein und Herr Lerche setzt, unter der alten Firma, das Geschäft fort.



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Friedrich Gerstäcker: Der Herr von der Hölle. Eine zweifelhafte Geschichte. A. H. Payne, Leipzig 1870, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Herr_von_der_Hoelle-Gerstaecker-1870.djvu/28&oldid=- (Version vom 14.2.2021)