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„sie hat mir 41 Jahre treu gedient.“ Darauf erwiederte ich: „das bleibt sich gleich; das geht mich nichts an.“ – Während dieses Gesprächs waren wir in das Wohnzimmer getreten; ich hörte die Pf. noch schnarchen und versetzte ihr noch 2 oder 3 Hiebe mit dem Beile auf den Kopf.“ Der Bischof sagte: „Sie haben ja doch nicht Wort gehalten, Sie haben mir doch versprochen, ihr nichts (mehr) zu thun;“ und während dieser Worte fiel ihm der Wachsstock aus der Hand, wahrscheinlich vor Schreck. In diesem Augenblick fiel es mir auf, daß der Bischof mich früher dreimal gefragt hatte: „aber sagen Sie mir doch, von wo sind Sie?“ einmal sogleich im Anfange; dann wieder, als ich noch mehr Geld verlangte; und endlich, als er mir die Rolle mit 50 Thalern gegeben hatte. Ich glaubte jetzt, daß er mich erkannt haben möge. Als der Wachsstock zu Boden fiel und auslöschte, bückte sich der Bischof, um ihn aufzuheben; und gleichzeitig bückte auch ich mich nach dem Wachsstock. Der Bischof richtete sich wieder auf, auch ich stand wieder aufrecht, sah mich nach der Lampe in dem Schlafzimmer um, und dachte daran, den Wachsstock wieder anzuzünden. Doch in diesem Augenblick überfiel mich eine Wuth, und ich hieb mit meinem Beile einen scharfen Hieb von der Seite in den Hinterkopf des Bischofs, welcher Hieb wohl getroffen haben mußte, denn es krachte so, als wenn man einen alten Topf zerschlägt. Der Bischof stürzte mit dem Ausrufe: „o Gott!“ vornüber zu Boden, mit dem Gesicht gegen die Erde. Ich versetzte ihm noch einen Hieb.“

Ob er noch mehre Hiebe geführt, will sich Inquisit Anfangs nicht erinnern, später erklärt er jedoch, daß er sich noch eines dritten Hiebes erinnere, auch nicht bezweifle, daß er sämmtliche fünf am Kopfe des Bischofs vorgefundene Hiebwunden demselben beigebracht habe.

Nach vollbrachter That reinigt er sein blutiges Beil in dem auf dem Hofe liegenden Schnee, und eilt auf einem anderen Wege in die Stadt. Zu Hause angelangt, verbirgt er die geraubten Sachen und geht sodann in die Schenke des L., wie er meint, noch vor 7 Uhr. Dort trinkt er ein Glas Bier, und setzt sich bald zum Solo-Spiele nieder. – Seine Mitspieler und die übrigen Anwesenden bemerkten nicht im Entferntesten etwas Auffallendes in seinem Wesen.

Um 8 Uhr verbreitete sich im Wirthshause die Nachricht von der Ermordung des Bischofs. Der Schrecken war allgemein.

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Wilhelm Ludwig Demme: Das Mordwerk auf dem Dome zu Frauenburg. Helbig, Altenburg 1842, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Demme_Mordwerk_zu_Frauenburg.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)